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Mapstone, Elizabeth: Warum Männer und Frauen sich nicht verstehen, 384 Seiten, Lichtenberg Verlag 1998


Frau Mapstone arbeitete zehn Jahre an einem umfänglichen Projekt, in dem die Streitkultur zwischen den Geschlechtern untersucht wurde. Mit Hilfe von Streittagebüchern, Interviews, Experiment, Fragebögen und Befragung bei vielen Gelegenheiten kommt Frau Mapstone zu dem Ergebnis, daß sich immerhin bezüglich der Gleichberechtigung der Geschlechter schon einiges getan hat, daß jedoch in den Feinstrukturen noch Beton abzutragen bleibt.
Mittels einer umfangreichen empirischen Untersuchung weist die Autorin nach, daß es nicht so sehr darauf ankommt, was die Leute in Streitgesprächen im Alltag sagen, sondern was sie davon im Gedächtnis behalten. Da bleiben dann doch die Klischees hängen. Leider ist es kein Klischee, daß nach wie vor die Männer den Frauen nicht zuhören. Und dies wiederum liegt an dem wirksamen Klischee, daß Frauen nicht zu logischem und rationalem Denken fähig seien, weshalb das Gesagte nur von untergeordneter Bedeutung sein kann, folglich nicht der Aufmerksamkeit des männlichen Zuhörers wert. Auch betrachten Männer einen Streit eher als sportliches Ereignis, indes für Frauen leicht die Beziehung auf dem Spiel steht. Daher behaupten Frauen etwa, daß sie untereinander nicht streiten, sondern eine Meinungsverschiedenheit hatten. Ihnen gehe es oft eher um den Ausgleich, indes die Männer meinen gewinnen zu müssen.
Diese grundsätzliche Verschiedenheit führt Frau Mapstone auf die uralte Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern zurück, die heute längst überholt ist. Es mag sein, daß in grauer Vorzeit die Teilung in Hegen und Pflegen im Innenbereich der Frau besser anstand, da sie immerhin die Kinder gebärt, dem Mann die Verteidigung nach außen oblag. Dies kann als sinnvolle Arbeitsteilung betrachtet werden, die möglicherweise sogar auf dem Konsens der Beteiligten beruhte. Dieser Konsens wird aber heute aufgekündigt und entspricht auch nicht mehr den realen Überlebenserfordernissen. Leider ist bei dem alten Konsens den Männern eine enorme Macht zugewachsen, die sie heute nicht mehr freiwillig hergeben wollen.
Frau Mapstone untersucht die Streitkultur - wobei sie Streit sehr weit fast, jede Meinungsverschiedenheit einschließt und den Wutpegel auf einer Skala angeben läßt - in allen Lebensbereichen und betrachtet dabei auch die realen Machtverhältnisse.
Die wechselseitigen Klischees führen dann zu notwendigem Nichtverstehen. Die heute von kaum jemandem noch offen geäußerte These, Frauen seien emotional (was ein Synonym für hysterisch ist), Männer rational, ist jedoch von beiden Geschlechtern verinnerlicht. So kommt es nicht nur zur Entwertung der Argumente einer Frau durch den Mann, indem er diese mit der Bemerkung, sie würde emotional reagieren, vom Tisch zu fegen versucht, sondern so manche Frau redet mit rationalen Gründen auf ihren Partner ein, weil der gekränkt ist, daß sie mit ihrer Freundin und nicht mit ihm ausgeht, unterstellt ihm also ein rationales Denken, wo er gefühlsmäßig gekränkt ist.
Frauen in Führungspositionen haben es schwer. Greifen sie jedoch den Mutter-Mythos auf, fliegen ihr die kindlichen Wünsche ihrer Mitarbeiter zu - aber wehe sie wirken zu männlich, d.h. durchsetzungsfähig, aggressiv, dann kommen sie leicht in Gefahr, als Emanze abgetan oder gar bekämpft zu werden. Als Beispiel führt Frau Mapstone Hillary Clinton an, die sich nicht als Mutter der Nation darstellen wollte, sondern als tatkräftige Frau mit eigenen Gedanken und Vorstellungen und prompt ein schlechtes Image gewann. Dabei wurde sie nicht nur von Männern abgelehnt und bekämpft. Vielmehr scheinen beide Geschlechter davon auszugehen, daß „Frauen von Natur aus nette, warmherzige, hilfsbereite und freundliche Geschöpfe sind... Wenn Frauen bestimmt und cool auftreten und nicht hilfsbereit, sondern unfreundlich erscheinen, dann sind sie Störenfriede, oder irgend etwas stimmt nicht mit ihnen.“

Dipl.-Psych. B.Kuck

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