Jens Reich: Es wird ein Mensch gemacht. Möglichkeiten und
Grenzen der Gentechnik
Rowohlt, Berlin 2002, gebundene Ausgabe, 188 Seiten, mit mehreren Abbildungen,
16,90 Euro
Der renommierte Berliner Wissenschaftler Jens Reich erklärt die Grundlagen
der Genforschung: Wie entsteht Leben? Wann ist ein Mensch ein Mensch? Was
versteht man unter dem Genom? Wie sieht die DNS aus? Wie funktionieren Gene?
Was ist ein Klon? Und er beschreibt die Möglichkeiten, die uns diese
Forschung eröffnet: Therapie bislang unheilbarer Krankheiten und
Erbkrankheiten, Gentests und eventuell Lebensverlängerungen. Was es eher
nicht geben wird, sind "Designerbabys" und Menschenklone. Letzteres
ist nicht ganz auszuschließen, aber jene, die es versuchen, stehen vor
weiterhin bestehenden, enormen Schwierigkeiten. Und was noch schöner ist:
Jene, die sie sich wünschen, werden bitter enttäuscht werden. Niemals wird
ein Mensch vollumfänglich reproduziert werden können, nicht einmal in seinen
äußeren Merkmalen. Das verhindern die Gesetze der Genetik. Die Umwelteinflüsse
sind einfach zu groß. Was nützt ein neuer Boris Becker, wenn er keine Lust
zum Tennisspielen hat?
In einem großen Bogen erläutert er die naturwissenschaftlichen
Sachverhalte und kommt zielsicher auf die jeweils drängenden ethischen Fragen
zu sprechen. Sehr eindrucksvoll beginnt Reich mit den einzelnen
Entwicklungsstadien der Menschwerdung: der Embryonalentwicklung. Dem
menschlichen Genom widmet er das nächste Kapitel, es folgen Abschnitte über
Stammzellen, Klonen, Embryonenselektion vor und während der Schwangerschaft
und über Ingenieurstechnik in der Keimbahn. Das Besondere des Buchs befindet
sich jeweils am Ende der Kapitel: Auf jedes Thema folgt ein fingierter Disput,
in dem zwei gegensätzliche Parteien versuchen, sich gegenseitig zu überzeugen:
Gilt die Menschenwürde bereits für einen frühen Embryo oder lässt sich
eine andere Grenze ziehen? Ist Klonen wirklich "unnatürlich"? Ist
es ein Unterschied, ob man (kranke) Embryonen vor oder während einer
Schwangerschaft verwirft? Das sind die tatsächlich anstehenden Fragen, nicht
das haltlose, weil kenntnislose Spekulieren über einen neuen
"Menschenzoo".
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Gerald Mackenthun
Berlin, September 2003
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Es
wird ein Mensch gemacht