Freud, Sigmund: Die Traumdeutung. Reprint
der 1. Auflage, Verlag Franz Deuticke, Leipzig und Wien 1900. 375 S., S.Fischer
Verlag, Frankfurt/Main 1999
Freuds „Traumdeutung" von 1900 -
wieder gelesen, zusammengefasst und kritisiert 100 Jahre später
von Gerald Mackenthun (Berlin)
Dieser Aufsatz will Freuds berühmte "Traumdeutung"
von 1900 in seinem tatsächlichen Ablauf darstellen und einer Kritik
unterziehen, sofern sie sich aus der bloßen Lektüre ergibt.
Das Werk soll direkt zu uns sprechen; neuere Erkenntnisse zum Traum werden
nicht herangezogen. Als Vorlage stand der Reprint der 1. Auflage des später
vielfach überarbeiteten und ergänzten Werkes zur Verfügung,
die der S.Fischer Verlag 1999 dankenswerter Weise in einer leider nur kleinen
Liebhaberauflage herausbrachte. Die fett gesetzten Zwischenüberschriften
sind (bis auf die zwei in Anführungszeichen sowie die "Kritische
Würdigung") jene, wie sie sich auch in Freuds Buch finden.
Vorbemerkung.
Freud beginnt seine Traumdeutung mit dem Hinweis,
dass sich der Traum als erstes Glied in der Reihe abnormer psychischer
Gebilde erweist. Schon beim ersten Satz stutzt der Leser: Warum sollte
der Traum abnorm, also ausserhalb der Norm liegen? Freud erklärt es
so: Wer sich die Entstehung der Traumbilder nicht zu erklären weiß,
werde kein Verständnis der Phobien, Zwangs- und Wahnideen und deren
therapeutische Beeinflussung erwerben können. (Auf Phobien, Zwangs-
und Wahnideen kommt Freud kaum mehr zurück; handelt es sich um ein
vorgeschobenes Argument?) Alle bisher bekannten Träume, sagt Freud
weiter, seien für seine Zwecke unbrauchbar gewesen und er vertröstet
die Leser darauf, dass sich der Beleg für diese Behauptung aus der
Arbeit selbst ergeben werde. Auch die Träume seiner Patienten könnten
nicht verwendet werden, weil sie sozusagen durch deren Neurosen verunreinigt
seien. Und die Mitteilung seiner eigenen Träume haben ihre eigenen
Diskretionsprobleme. (Trotzdem wird er sich später auf seine eigenen
wie die seiner Patienten stützen und Träume aus der Literatur
heranziehen.)
Freud stellt einleitend die Thesen auf, dass es
eine psychologische Technik gibt, welche eine Traumdeutung gestattet, dass
sich zweitens jeder Traum als ein sinnvolles psychologisches Gebilde darstellt
und dass sich drittens der Traum an angebbaren Stellen in das seelisches
Treiben des Wachzustandes einreiht (S.1).
I. Die wissenschaftliche Literatur der Traumprobleme.
Der gesamten bisher erschienenen Literatur kann Freud
nichts abgewinnen, sie hätten wenig oder nichts beizutragen, was das
Wesen des Traumes träfe oder sein Rätsel löste. (Auf S.348
schreibt er, dass er allen Meinungen über die Träume mehr oder
weniger Recht geben müsse.) Freud bedauert im ersten Kapitel, dass
noch kein Grundstock gesicherten Wissens über Träume existiert,
und sich jeder Autor von neuem und auf eigene Weise an das Thema heranmacht.
Einige sagen, der Traum setzt das Wachleben fort, andere betonen, dass
der Traum einer ganz anderen Sphäre als dem Wachzustand entspringt
und ihm entgegengesetzt ist. Einige meinen, der Traum knüpfe an die
Erlebnisse des vorhergehenden Tages an, während andere ganz allgemein
sagen, der Traum werde bestimmt durch die Lebensweise des ganzen bisherigen
Lebens.
Allerdings, sagen einige Autoren, müsse der
Traum seine Inhalte immer aus der Sinnen- und Geisteswelt des Träumers
nehmen, so abwegig und fern die Trauminhalte auch immer scheinen mögen.
Freud macht aus dieser lockeren Verbindung eine engere, indem er repliziert,
dass der Traum Erlebtes reproduziert und erinnert; dies wenigstens ist
für Freud eine unbestrittene Erkenntnis. (S.6)
Selbst wenn man sich im Wachen nicht mehr daran
erinnern kann, aus welchen Quellen der Traum schöpfte, so komme es
doch vor, dass bei späterer Gelegenheit Vergessenes wiedererinnert
und die Verbindung zum Traum hergestellt werden kann (wofür Freud
ein Beispiel bringt). Freud macht aus diesen Einzelbeispielen eine These,
die besagt, dass der Traum Zeugnis für Kenntnisse und Erinnerungen
ablegt, welche der Wachende nicht zu besitzen vermeint (S.8). Er zitiert
sodann zustimmend einige Autoren, die bemerkten, dass der Traum vergessene
Vorgänge aus ferner Vergangenheit "vor die Seele zurückführt".
Freud macht aus diesen Anekdoten eine "Herrschaft des Traumes über
das Kindheitsmaterial" (S.9).
Des weiteren zitiert Freud Autoren, die sich darüber
wundern, dass nicht die tiefgreifendsten Ereignisse im Traum wiedererscheinen,
sondern oftmals nebensächlichste Details. Freud stellt dazu ohne weitere
Erklärung die These auf, dass der Traum vom alltäglichen Tagesablauf
abhängig ist und dass die Vorliebe des Traumgedächtnisses für
das Gleichgültige und Nebensächliche dazu führe, diese Abhängigkeit
zu übersehen und den Nachweis dieser Abhängigkeit zu erschweren.
In Freuds Formulierung: "Man sieht leicht ein, wie die sonderbare Vorliebe
des Traumgedächtnisses für das Gleichgiltige und darum Unbeachtete
an den Tageserlebnissen zumeist dazu führen musste, die Abhängigkeit
des Traumes vom Tagesleben überhaupt zu verkennen und dann wenigstens
den Nachweis derselben in jedem einzelnen Falle zu erschweren." (S.12)
Als Leser darf ich antworten, nein, dass sehe ich nicht leicht ein. Freud
führt hier die Abhängigkeit des Trauminhaltes vom Vortag unter
der Hand ein, ohne diese Abhängigkeit zu belegen. Für Freud aber
führt diese bis auf weiteres unbewiesene These in das "Centrum
der Traumerklärung" (ebd.)
Danach stellt Freud die Thesen eines Autors vor,
wonach der Traum nur die Störung des Schlafes ist und dieser Schlaf
durch mannigfache äussere und innere Erregung und Reize traummäßig
unterbrochen werden kann. Äussere Reize jeder Art werden während
des Schlafs in Traumbilder umgesetzt. Die Traumbilder, mit der ein Schlafender
auf äussere Reize - wie Glockenläuten, einen kalten Fuß
oder das Weckerklingeln - reagiert, sind von Mal zu Mal unterschiedlich,
und Freud fragt, ob es nicht noch andere Traumanreger bzw. Traumquellen
gibt, die die Traumbilder "determinieren" (S.19). Freud will auf
die von anderen Autoren gemachte Beobachtung hinaus, dass es offenbar auch
innere Sinneserregungen gibt, die sich in Bildern manifestieren. Gemeint
sind physiologische Reizungen des Auges oder des Ohres, ähnlich wie
farbige Netzhautbilder bei geschlossenen Augen oder Ohrenklingeln. Die
dritte Traumquelle seien gereizte oder kranke innere Organe. Sie können
beispielsweise zu Angstträumen verleiten. Der stärkste Beweis
dafür sind die sexuellen Träume auf Grund sexueller körperlicher
Erregung (S.23).
Andererseits gehören Organreizung oder Erkrankung
offenbar nicht zu den unentbehrlichen Bedingungen des Traumes, da ja alle,
Gesunde wie Kranke, allnächtlich träumen (S.24). Es ist der Intellekt,
der die Reize zu Gestalten umformt "und so entsteht der Traum" (S.25).
Die vierte Traumquelle sind psychische Eindrücke,
wobei Freud feststellen muss, dass sich widersprechende Theorien dazu existieren.
Während die eine Seite meint, dass die Träume sich an dem anknüpfen,
was am Tage für den Träumenden am wichtigsten war, betonen die
anderen, dass Träume diese Begebenheiten erst aufgreifen, wenn sie
ihre einst große Bedeutung verloren haben. "So erhalten wir in
der Analyse des Traumlebens bei jedem Schritt den Eindruck, dass es unstatthaft
ist, allgemeine Regeln aufzustellen, ohne durch ein 'oft', 'in der Regel',
'meistens' Einschränkungen vorzusehen und auf die Giltigkeit der Annahmen
vorzubereiten." (S.27) (An diese kluge Begrenzung hält sich Freud
selbst nicht.)
Die nächste Schwierigkeit besteht darin,
dass viele Trauminhalte und -bilder nicht mit Gegebenheiten im wachen Erleben
verknüpft werden können. Die Herkunft vieler Traumteile bleibt
im Einzelfall ungeklärt. Hier sieht Freud eine gewichtige Lücke
in der Erklärung des Traumherkommens. Er fasst zusammen, dass die
meisten Autoren die physische Reizung als Traumquelle stärker betonen
als die psychischen Eindrücke.
Freud referierte dann ausführlich die bekannte
Tatsache, dass man so viel von seinen Träumen vergisst. Zudem unterliegt
die Erinnerung an den Traum dem kritischen Einwand, dass der Intellekt
die Erinnerung verfälscht. Es gibt also erhebliche Zweifel an der
Exaktheit der Reproduktion von Träumen. Oftmals werden Lücken
erzählerisch ausgefüllt, um einen Traum eine runde Gestalt zu
geben. (S.30)
Zu den psychologischen Besonderheiten des Traumes
gehört, dass er in Bildern gedacht wird, während das Wachleben
eher in Begriffen arbeitet, doch sei diese Unterscheidung nicht absolut.
Ferner meint man beim Träumen in der Regel nicht zu denken, sondern
zu erleben. Die Erlebnisse werden wie durch die Vermittlung der Sinne aufgenommen,
sind doch aber tatsächlich subjektive Geistestätigkeit. Jedenfalls
fehlt im Schlafzustand das Kriterium zwischen innen und aussen. Das Ich
ist daran gewöhnt, eine Aussenwelt anzunehmen, selbst im Traum. (S.35)
Die Abwendung des Schlafenden von der Aussenwelt
und die Selbstständigkeit des Traumes bedingen offenbar einander.
Die psychische Tätigkeit im Traume ist offenbar nur als gering anzuschlagen,
jedenfalls fehlen die höheren intellektuellen Leistungen der Vernunft,
der Realitätsprüfung und der Folgerichtigkeit. Die von Freud
herangezogenen Autoren fassen dies in dem Wort von der Inkohärenz
der Traumbilder zusammen (S.38); der Traum, das ist psychische Anarchie.
Das hat einige Analogien mit gewissen Geistesstörungen, und Freud
verwendet oftmals den Begriff der Halluzination für den Traum. Diesen
"Herabsetzern des Traumlebens" (S.42) setzt Freud die "Traumwürdiger"
wie Havelock Ellis entgegen. Die manifesten Träume changieren zwischen
Lächerlichkeit und Poesie, zwischen Blödsinn und Tiefsinn, "und
wenn beiderlei vorkommt, Träume, die solche und die jene Beurteilung
verdienen, scheint es da nicht müßig, nach einer psychologischen
Charakteristik des Traumes zu suchen, genügt es nicht zu sagen, im
Traume sei Alles möglich, von der tiefsten Herabsetzung des Seelenlebens
bis zu einer im Wachen ungewohnten Steigerung desselben?" (S.43)
Auch die Frage der ethischen Gefühle finden
gänzlich unterschiedliche Betrachtung. Während die einen meinen,
dass im Traum Ethik und Moral schweigen, meinte Schopenhauer, dass jeder
Mensch im Traum vollständig gemäß seines Charakters handelt
und redet. Spiegeln sich die Eigentümlichkeiten der Personen in ihren
Träumen? Die erste Gruppe hätte die Verantwortlichkeit für
den Traum abzulehnen, die zweite Gruppe würde aus der Schlechtigkeit
der Träume auf böse Regungen im Träumer schließen.
Aber eine volle Verantwortlichkeit kann es nicht sein, da ja der Traum
dem Denken und Wollen entrückt ist. Die Traumhandlung kann also weder
Tugend noch Sünde sein. Wenn wir sagen, etwas würde uns "im
Traume nicht einfallen", beweisen wir indirekt, dass unsere sittliche
Person bis in den Traum hinein reichen. (S.48) "Es lässt sich nämlich
keine Traumtath denken, deren erstes Motiv nicht irgendwie als Wunsch,
Gelüste, Regung vorher durch die Seele des Wachenden gezogen wären",
zitiert Freud einen Hildebrandt (Leipzig 1875). In den Anflügen böser
Regungen tagsüber sieht Hildebrandt die Quelle für die teilweise
Unmoralität der Träume; selbst wenn wir ethisch handeln, haben
wir doch manchmal böse Gedanken. Der Traum lässt uns in die Falten
unserer Psyche sehen, sagen die einen, der Traum zeigt uns, was aus uns
hätte werden können, sagen die anderen. Freud meint deshalb,
die unethischen Bilder im Traum sind während des Tages unterdrückt.
Dem steht gegenüber die Auffassung, dass ein unmoralischer Traum nichts
weiter beweise für die Psyche des Träumers, als dass dieser von
diesem Inhalt irgendwie einmal Kenntnis erhalten habe und dieser Sachverhalt
gewissermaßen mechanisch im Traum produziert wird (S.50).
Die nächsten Seiten werden der Funktion des
Traumes gewidmet. Hier reicht die Anschauungen von der Annahme der völligen
Unnützlichkeit eines Traumes und des Träumens schlechthin, ähnlich
dem Herumklimpern eines unmusikalischen Menschen auf Klaviertasten, über
den Traum als körperlichen Ausscheidungsprozess halbverdauter Sinneseindrücke
des verflossenen Tages (der Traum als Entlastung) bis hin zur Anschauung,
dass der Traum eine eigenständige psychische Leistung ist, ein freier
Gebrauch eigener Kräfte, ein fröhliches Kinderspiel zur Erfrischung
der Seele. (S.58)
Auf Seite 60 führt Freud erstmals die Autoren
Scherner und Volkelt ein, die ausgehend von der physischen Quelle des Traumes
einzelne Körperteile oder Organe mit Bildern verknüpfen, beispielsweise
den flammenerfüllten Ofen mit seinem Brausen als Symbol für die
Lunge, Kisten und Körbe als Symbol für das Herz, die Klarinette
und die Tabakspfeife als Symbol für den Penis und einen Innenhof mit
einem glitschigen Fußpfad als Symbol für die Vagina. Freud sieht
in diesem Symbolismus überhaupt keinen Nutzen, nennt sie vielmehr
willkürlich und losgebunden von den Regeln der Forschung (S.61). (Wir
werden noch sehen, dass Freud selbst einem solch platten Symbolismus huldigt.)
Am Schluss des ersten Hauptkapitels, das sich
grundsätzlich der Rekapitulation des Forschungsstandes widmet, geht
Freud auf die Beziehungen zwischen Traum und Geisteskrankheit ein. Dort
findet sich eine interessante Passage, die auf das Kommende vorbereitet
und auf die auch wir vorbereitet sind, weil wir ja bereits die These Freuds
kennen, dass der Traum eine Wunscherfüllung sei. Noch aber befinden
wir uns in der Psychose, zu der Griesinger bzw. Radestock sagen, "dem
von körperlichen und geistigen Leiden Gequälten gewährt
der Traum, was die Wirklichkeit versagte" (S.64). Der armselige Irre
imaginiert sich Größe, Erhabenheit und Reichtum, die am Tod
ihres Kindes irre gewordene Frau diliriert in Mutterfreuden, das betrogene
Mädchen sieht sich zärtlich geliebt. Freud kommentiert, diese
Stelle enthüllt "mit aller Klarheit die Wunscherfüllung als
einem den Traum und der Psychose gemeinsamen Charakter des Vorstellens
... Meine eigenen Untersuchungen haben mich gelehrt, dass hier der Schlüssel
zu einer psychologischen Theorie des Traumes und der Psychosen zu finden
ist." (S.64)
Freud und andere Autoren sehen viele Parallelen
zwischen Traum und Geistesstörung, was die Meinung stütze, das
Traumleben sei ein unnützer und störender Vorgang und Ausdruck
einer herabgesetzten Seelentätigkeit. Da man aber so wenig über
die Geistesstörung weiß, wird man von dieser Seite her, sagt
Freud, keine weiteren Aufschlüsse über den Traum erhalten können.
Vielmehr sei es umgekehrt: Wenn man einen neuen Zugang zum Traum findet,
wird man auch über den inneren Mechanismus der Geistesstörungen
etwas erfahren, "und so dürfen wir sagen, dass wir an der Aufklärung
der Psychosen arbeiten, wenn wir uns bemühen, das Geheimnis des Traumes
aufzuhellen". (S.65) Diesen eigentlichen Zweck seines Buches verfolgt
Freud jedoch nicht weiter.
II. Die Methoden der Traumdeutung. - Die Analyse eines Traummusters.
Freud springt im zweiten Kapitel zur Frage des Sinns und
der Deutung des Traumes, ein Thema, dass er bislang noch nicht gestreift hat,
sieht man von Anklängen ab, die sich aus der Symboldeutung ergeben. Mit dieser
Symboldeutung geht Freud kritisch um, man könne sie nicht lernen, weil sie eine
Sache eines witzigen Einfalls, der Intuition sei und offenbar an eine besondere
Begabung gebunden sei. Bereits damals war es offenbar üblich, im einzelnen
Traumzeichen ein anderes Zeichen zu dechiffrieren, wozu man in
Traumsymbolbüchern nachlas. Diese Methode (die Freud später selber exzessiv
praktizieren wird) ist für Freud um 1900 schlicht unbrauchbar. (S.68)
Die folgenden Textpassagen sind bedeutsam, weil Freud
in ihnen erklärt, wie er zu der These kam, dass der Traum wirklich eine
Bedeutung hat und das ein wissenschaftliches Verfahren der Traumdeutung möglich
ist. Denn in der Behandlung von hysterischen Personen, die in der Therapie von
ihren Träumen berichteten, fiel ihm auf, "dass
ein Traum in die psychische Verkettung eingeschoben sein kann, die von
einer pathologischen Idee her nach rückwärts in der Erinnerung
zu verfolgen ist". (S.69) Die Traumdeutung wird vorbereitet durch die
möglichst entspannte Assoziation des Patienten und es kommen eine Unzahl von
Einfällen zum Bewusstsein. Die Kritik wird ausgeschaltet und die auftauchenden
Gedanken werden aufmerksam verfolgt. Eine Traumdeutung ohne begleitende Analyse
ist für Freud undenkbar. Man muss die Person des Hysterikers, seine
Krankengeschichte und seine Psychoneurose kennen, um seine Träume deuten zu
können. Das Dechiffrierverfahren anhand von feststehenden Symbolen fällt also
von vornherein aus.
Freud glaubt nicht, dass er die Hintergründe der
träumenden Hysteriker (seine Patientinnen) an dieser Stelle ausführen kann,
was ohnehin viel Platz in Anspruch nähme, so dass er vorschlägt, seine eigenen
Träume zur Deutung heranzuziehen. Freud nennt einige Probleme dieses Vorgehens,
unter anderem stellte er die Frage nach der Verlässlichkeit der Selbstanalyse,
schiebt diese Bedenken aber letztlich beiseite. An dieser Stelle sei der Hinweis
erlaubt, dass Freud von der Übereinstimmung der Psychosen mit den Träumen
über die Träume von Psychoneurotikern (Hysterikerinnen) zu der Traumdeutung
einer "ungefähr
normalen Person" (S.71), wie er es ist, vorwärts schreitet. Er verlässt
damit unter der Hand die eingangs genannte Voraussetzung, dass nämlich die
Beschäftigung mit dem Traum zur Pathologie gehört. Nach diesen Vorbemerkungen
folgt der berühmte Traum von Irma in der Nacht vom 23. zum 24. Juli 1895, den
ich hier noch einmal in voller Länge wiedergeben möchte:
„Eine große Halle - viele Gäste, die wir empfangen.
- Unter ihnen Irma, die ich sofort bei Seite nehme, um gleichsam ihren
Brief zu beantworten, ihr Vorwürfe zu machen, dass sie die ‘Lösung’
noch nicht acceptirt. Ich sage ihr: Wenn Du noch Schmerzen hast, so ist
es wirklich nur Deine Schuld. - Sie antwortet: Wenn Du wüsstest, was
ich für Schmerzen jetzt habe im Hals, Magen und Leib, es schnürt
mich zusammen. - Ich erschrecke und sehe sie an. Sie sieht bleich und gedunsen
aus; ich denke, am Ende übersehe ich da doch etwas Organisches. Ich
nehme sie zum Fenster und schaue ihr in den Hals. Dabei zeigt sie etwas
Sträuben wie die Frauen, die ein künstliches Gebiss tragen. Ich
denke mir, sie hat es doch nicht nöthig. - Der Mund geht dann auch
gut auf, und ich finde rechts einen grossen weissen Fleck, und anderwärts
sehe ich an merkwürdigen krausen Gebilden, die offenbar den Nasenmuscheln
nachgebildet sind, ausgedehnte weissgraue Schorfe. - Ich rufe schnell Dr.
M. hinzu, der die Untersuchung wiederholt und bestätigt .... Dr. M.
sieht ganz anderes aus als sonst; er ist sehr bleich, hinkt, ist am Kinn
bartlos .... Mein Freund Otto steht jetzt auch neben ihr, und Freund Leopold
percutirt sie über dem Leibchen und sagt: Sie hat eine Dämpfung
links unten, weist auch auf eine infiltrierte Hautpartie an der linken
Schulter hin (was ich trotz des Kleides wie er spüre) .... M. sagt:
Kein Zweifel, es ist eine Infection, aber es macht nichts, es wird noch
Dysenterie hinzukommen und das Gift sich ausscheiden .... Wir wissen auch
unmittelbar, woher die Infection rührt. Freund Otto hatte ihr unlängst,
als sie sich unwohl fühlte, eine Injection gegeben mit einem Propylpräparat,
Propylen ... Propionsäure .... Trimethylamin (dessen Formel ich fett
gedruckt vor mir sehe) ... Man macht solche Incetionen nicht so leichtfertig
... Wahrscheinlich war auch die Spritze nicht rein." (S.72/73)
Dieser Traum gehört zum unverlierbaren Bestand der
Tiefenpsychologie und ist jeder Frau und jedem Manne vom Fach geläufig. Dieser
Traum und wie Freud darauf reagiert ist in jeder Hinsicht eine reiche Fundgrube
für psychologische Interpretationen und Spekulationen, zunächst natürlich
für Freud selbst. So finden wir in der Folge beispielsweise wenig
schmeichelhafte Bemerkungen über seine Frau, seine Vorliebe für brave,
gefügige Patientinnen, sein Eingeständnis, sich an einem bestimmten Punkt
nicht tiefer auf eine Assoziation einzulassen (was seiner eigenen Regel der
freien Assoziation widerspricht) und eine ganze Reihe von Misserfolgen bei der
Patientenbehandlung.
Zum Schluss einer ersten Analyse (eine Fortsetzung
findet auf den Seiten 201-204 statt) schreibt Freud zwei bemerkenswerte Sätze: "Ich habe nun die Traumdeutung vollendet"
und "während
dieser Arbeit hatte ich Mühe, mich all der Einfälle zu erwehren,
zu denen der Vergleich zwischen dem Trauminhalt und den dahinter versteckten
Traumgedanken die Anregung geben musste" (S.82). Vorher hatte er in einer
Nebenbemerkung die Traumassoziation als niemals abschließbar bezeichnet und in
einem Falle hatte er es dezidiert abgelehnt, seine Assoziationen weiter zu
verfolgen, so dass von einer Vollendung der Traumdeutung, die zudem keine
Traumdeutung, sondern einen Traumassoziation ist, nicht gesprochen werden kann.
Zum zweiten bekundet er, dass er sich einiger Einfälle erwehren musste, was
auch wiederum ein Verstoß gegen seine eigene Regel des freien und unzensierten
Gedankenflusses ist. Nicht minder berühmt wie der Traum selbst ist der Sinn
dieses Traumes, der sich Freud während der Niederschrift der Assoziationen
aufdrängte, dass er nämlich nicht Schuld an dem noch vorhandenen Leiden der
jungen Witwe Irma sei, sondern dass sein Arztkollege Otto Schuld haben möge. "Der Traum
stellt einen gewissen Sachverhalt so dar, wie ich ihn wünschen möchte.
Sein Inhalt ist also eine Wunscherfüllung, sein Motiv ein Wunsch."
(S.82)
Er fügt an, "so viel springt in die Augen". Dem
möchte ich widersprechen bzw. diesen Satz ergänzen, denn es springt ebenso ein
Vorwurf Freuds an Otto ins Auge, ebenso wie eine Rache an Irma, der er die
Schuld zuschiebt, dass sie nicht gesundet, und schließlich eine Warnung, Freuds
rein psychologische Methode könnte körperliche Ursachen körperlicher
Krankheitssymptome übersehen. Der Trauminhalt ist nicht nur eine
Wunscherfüllung, sondern auch ein Vorwurf und eine Rache und eine Warnung und
es bleibt zu diesem Zeitpunkt noch unerfindlich, warum Freud sich später einzig
auf die Wunscherfüllung kapriziert. Ebenso gut ist das Thema und der Inhalt des
Traumes die Schuld; Freud spricht mindestens vier erfolglose Therapien in seinen
Assoziationen an, ferner die Sorge um die Gesundheit und seine ärztliche
Gewissenhaftigkeit.
Er beendet das zweite Kapitel mit dem Satz, "nach
vollendeter Deutungsarbeit lässt sich der Traum als eine Wunscherfüllung
erkennen" (S.84). Wie schon bemerkt, kann man Freuds Deutungsarbeit nicht
als vollendet ansehen, er selbst tut es auch nicht. Ebenso gut lässt sich das
Wesen des Traums als eines versteckten Vorwurfs, offener Rache, als Warnung und
als Ausruck von Sorge charakterisieren. Freuds Hauptthese ist zumindest zu
diesem Zeitpunkt noch nicht belegt.
Immerhin scheint Freuds zweite These bestätigt,
dass nämlich der Traum einen Sinn hat und keineswegs Ausdruck einer
ungesteuerten und unvernünftigen Gehirntätigkeit ist. Es bleibt
aber noch die Frage, ob Freud mit dem Ausdruck "der Traum" seinen
Traum meinte oder "den Traum" ganz allgemein. Eine Formulierung
wie "dieser mein Traum ist eine Wunscherfüllung" könnte
ich mit Vorbehalt noch akzeptieren. Die Wunscherfüllung als Inhalt
eines jeden Traumes anzusehen, ist nach dem jetzigen Stand der Freudschen
Ausführung abwegig. Eine derartige Verallgemeinerung lässt ja
allein schon die von Freud im ersten Kapitel aufgezeigten unterschiedlichsten
Traumformen und -interpretationen schlecht zu.
III. Der Traum ist eine Wunscherfüllung.
Freud meint aber wirklich ohne Ausnahme alle Träume,
wie aus dem weiteren Text hervorgeht. Seine Frage, ob es vielleicht nicht
auch andere Trauminhalte geben mag, ist nur rhetorischer Art. Schon das
nächste Beispiel scheint ihn zu bestätigten. Hier geht es um
Durst in der Nacht, der durch den Traum des Wassertrinkens als erfüllt
dargestellt wird. Wer aufwacht, um seinen Durst zu löschen, ohne vorher
vom Trinken geträumt zu haben, ist nach Freud lediglich ein schlechter
Schläfer (S.87, Anmerkung). Er ist ein schlechter Schläfer, weil
er sich weigert, Freuds Hauptthese zu bestätigen.
IV. Die Traumentstellung.
Hier zeigt sich bereits die charakteristische Art
Freuds, Einwände gegen seine angreifbaren Theorien mit einer Handbewegung
beiseite zu fegen. Im vierten Kapitel belegt er erstaunlicher Weise selbst,
dass die Theorie vom Traum als Wunscherfüllung nicht neu ist, da sie
schon von vielen vorher formuliert worden war, ferner dass andere Autoren
eher die Unlust als die Lust im Traum vorherrschend sehen, dass es ferner
peinliche und Angsträume gibt, die offensichtlich nichts mit Wunscherfüllung
zu tun haben. Freud entzieht sich diesen kaum zu widerlegenden Argumenten,
indem er nun den Unterschied zwischen manifestem und latentem Trauminhalt
einführt (S.94). Selbst wenn der manifeste Trauminhalt nicht auf Wunscherfüllung
hindeutet, so bleibe es immerhin möglich, dass der latente Trauminhalt
- der Deutung nach - eine Wunscherfüllung enthüllt. Freud spricht
jetzt also vom innersten Wesen der Träume, nicht mehr von ihrer bildhaften
Oberfläche. Zwischen Wesen und Manifestation liegt die Entstellung
(S.94).
Freud bringt dann einen einfachen Traum und eine
komplizierte Deutung dieses Traumes, die sich um den Vorschlag seiner Ernennung
zum Professor an der Wiener Universität dreht. Es sei noch vorausgeschickt,
dass er nur die erste Hälfte des Traumes heranzieht, weil die zweite
Hälfte "mit der Absicht nichts zu thun hat, welcher die Mittheilung
des Traumes dienen soll" (S.95). Eine rätselhafte Bemerkung, die
wohl bedeuten soll, dass der zweite Teil nichts mit der Wunscherfüllung
zu tun hat, auf die die Interpretation des ersten Teils hinauslaufen soll.
Aber wenn alle Träume verkappte Wunscherfüllungen sind, wie kann
dann Freud nach Gutdünken einen Teil davon ausschließen? Offenbar
fühlt er sich berechtigt, Trauminhalte von der Deutung auszuschließen,
die nicht die Gewähr bieten, auf eine Wunscherfüllung hinauszulaufen.
Die Traumanalyse des "Professorentraums" selbst
ist ein Meisterstück der Deutung. Freud kommt nicht zu dem Schluss,
dass sein Traum die Erfüllung des Wunsches wäre, Professor zu
sein, sondern die Wunscherfüllungsthese betrifft lediglich eine Vorstufe,
dass nämlich Argumente gegen eine Professur, die auf ähnlich
im Wartestand befindliche Kollegen zutreffen, nicht auf ihn zutreffen mögen
(obwohl alle aus dem einen Grund warten müssen, weil sie Juden sind).
Wir erinnern uns, dass Freud sagt, der Traum stellt
einen Wunsch als erfüllt dar (S.86), was jetzt präzisiert werden
kann: Die Traumdeutung Freuds läuft darauf hinaus, einen Traum, der
eine Wunscherfüllung oder irgend etwas anderes darstellt, anhand von
Assoziationen so zu interpretieren, dass eine Wunscherfüllung sichtbar
wird. Der manifeste Trauminhalt mag darstellen was er will, die Interpretation
wird immer dahin führen, dass der latente Trauminhalt eine Wunscherfüllung
beinhaltet. Der latente Trauminhalt stellt sich, und das ist wichtig, in
der mehr oder minder bewussten Assoziation und Interpretation im Wachzustand
dar, ist also wesentlich mehr Konstrukt des Träumenden als der manifeste
bildhafte Traum! Warum die hartnäckige Deutung auf die Grundannahme
hin "wahrer" sein soll als der tatsächliche Traum, bleibt unerfindlich.
Der latente Trauminhalt liegt ja nicht unterhalb des manifesten Trauminhalts,
sondern oberhalb desselben in der bewusst vorgenommenen Assoziation.
Freud behauptet des weiteren, zwischen dem latenten
Trauminhalt und dem manifesten liege eine Zensur (S.100). In vielen Trauminterpretationen
wird jedoch hervorgehoben, dass der Traum an sich etwas Unzensuriertes
ist, aber dem muss man nicht unbedingt folgen (und Freud tut es ja auch
nicht). Freuds Traumtheorie krankt nun allerdings daran, dass er nicht
angeben kann, warum die Zensur unserer Vernunft im Wachzustand während
der Assoziation und Interpretation weniger aktiv sein soll, als die angebliche
Zensur während der Nacht, die einen latenten zu einem manifesten Traum
entstellt.
Das klingt jetzt zwar alles etwas kompliziert,
ist aber keineswegs komplizierter, als das was uns Freud an Traumdeutung
zumutet. Freud selbst schwankt zwischen der Annahme, die Wunscherfüllung
zeige sich in der Interpretation oder im manifesten Traum. Der Traum von
"Irmas Injektion" ist eine Wunscherfüllung eher auf der manifesten
Ebene, während der Wunsch, es mögen Hindernisse bei der Beseitigung
zur Ernennung zum Professor beiseite geschoben werden, eher aus der Interpretation
sich ergaben und damit im latenten Traum liegt.
Wenn der Traum seinem innersten Wesen nach eine
Wunscherfüllung bedeutet (S.89), wäre es interessant zu erfahren,
wie Freud Träume deutet, die etwas darstellen, was man beim besten
Willen niemandem wünschen mag, auch der Träumer sich selber nicht.
Freud schreitet in der Tat mutig voran zum manifesten Traum der Nichterfüllung
eines Wunsches einer seiner Patientinnen. Aber auch dies deutet er sich
als Bestätigung seiner Grundthese, dass diese Träumerin nämlich
den Wunsch gehabt habe, "dass ich unrecht haben sollte" (S.105).
Wer das genaue Gegenteil einer Wunscherfüllung träumt, tue dies
in dem Wunsch, Freud zu widerlegen. Mit anderen Worten: Freud ist nicht
zu widerlegen. Er hat immer recht.
Von diesem Punkt an ist ein latentes Unbehagen
an Freuds Traumdeutung nicht mehr zu unterdrücken, ein Misstrauen
gegen Freuds Trauminterpretationen will nicht mehr weichen. Gibt er uns
wirklich alle Details preis? Inwieweit sind die Träume und ihre Deutungen
ausgewählt, vielleicht sogar konstruiert? Gäbe es nicht auch
Alternativdeutungen? Inwieweit ist Freud noch objektiv den manifesten Trauminhalten
gegenüber? Wir bleiben also misstrauisch, wenn Freud sagt, der Traum,
jemand werde wegen Kindestötung verhaftet, sei der Wunsch, der Geschlechtsverkehr
mit einer verheirateten Frau möge nicht zu einem Kinde führen,
oder wenn jemand träumt, er werde wegen seiner Steuererklärung
bestraft, dass dahinter der Wunsch nach großem Einkommen stehe. Diese
Beispiele der Seiten 107 bis 110 zeigen einmal mehr, dass die Freudsche
Formel richtig lauten muss: Jede Interpretation eines manifesten Traums
kann mit Vorsatz und Geschick solange gedeutet werden, bis eine Wunscherfüllung
dabei herauskommt. Freud jedoch formuliert: "Der Traum ist die (verkleidete)
Erfüllung eines (unterdrückten, verdrängten) Wunsches."
(S.111)
V. Das Traummaterial und die Traumquellen.
Freud macht im fünften Kapitel viel Aufhebens um die
Unterthese, "dass in jedem Traume eine Anknüpfung an die Erlebnisse des
letztabgelaufenen Tages aufzufinden ist". (S.113) Die Verknüpfung ist rein
begrifflicher Art, dass heißt, irgendein in Worte zu fassender Gegenstand im
Traum tauchte am Tag vorher auf. Also zum Beispiel Mutter und Tochter im Traum -
Mutter und Tochter in seiner Therapie. Oder: im Traum ein Mann auf einem Felsen
im Meer - Tags zuvor ein Brief von Verwandten aus England usw. Freud spricht von
Traumdeutung, aber tatsächlich assoziiert er, und zwar in einem wirklich
verblüffend phantasievollem Ausmaße.
Er teilt uns einen Trauminhalt in fünf Zeilen mit
(S.114): Es geht darum, dass er eine Monographie über eine gewisse Pflanze
geschrieben hat und er darin blättert - und assoziiert dazu nun auf fünf
vollen Seiten. Es sind reine Begriffs- und Wortassoziationen, die ihn an
reichhaltige Erlebnisse des vorangegangenen Tages, aber auch an früheste
Kindheitserinnerungen und an Begebenheiten erinnern, die sich über sein Leben
verstreuen, es also keineswegs nur auf den vorangegangenen Tag und die früheste
Kindheit ankommt.
Was dem Leser auffällt ist aber etwas Verblüffendes.
Freud tut nämlich so, als ob die Traumdeutung etwas ist, was sich selbsttätig
abspult mit dem nicht zu verfehlenden Ziel, einen Wunsch als erfüllt
hinzustellen. (Nebenbei gesagt wird diese Hauptthese in dem fünften Kapitel
nicht verfolgt, da es hier um die These geht, dass der manifeste Trauminhalt
immer an Begebenheiten des Vortages anknüpft.) Die quasi unfehlbar automatisch
ablaufende Traumdeutung kleidet Freud in den Satz: "In der Traumdeutung hingegen führt alles auf das wichtige,
mit Recht erregende Erlebnis hin" (S.118). Nicht der bewegliche Geist also
führt Freud unfehlbar zur Bestätigung seiner These, sondern angeblich die
Traumdeutung selbst.
Wie so oft geht Freud scheinbar auf naheliegende
Einwände ein, beispielsweise dass seine Wortassoziationen als willkürlich oder
gekünstelt anfechtbar seien. Würde nur ein Teil der Assoziationskette
verändert, müsste ein anderes Ergebnis herauskommen und das heißt, müsste
die These von der Wunscherfüllung ins Leere laufen. Freud sagt auf Seite 120
ganz richtig, wenn sich nicht diese bestimmte Gedankenbeziehung ergeben hätte,
so wäre wahrscheinlich eine andere ausgewählt worden, denn es sei leicht,
derartige Beziehungen beliebig herzustellen.
Freud übersieht dabei die Konsequenz: Wenn die
Gedankenverknüpfung beliebig ist, muss auch das Endergebnis beliebig sein. Das
wiederum bedeutet, dass die These der Wunscherfüllung keineswegs zwingend ist
und ein Traum jegliches Andere ausdrücken kann. Hätte Freud nur diesen einen
einzigen gedanklichen zusätzlichen Schritt getan, hätte ihm auffallen müssen,
dass seine gesamte Konstruktion hinfällig ist. Wir könnten also auf dieser
Seite 120 unsere Bemühung einstellen, die Freudsche Traumdeutung lesen und
verstehen zu wollen, da sich seine Grundannahme als untauglich erwiesen hat.
Dieser Eindruck wird noch verstärkt durch eine
Äußerung auf derselben Seite, die nahelegt, dass der Traum von sich aus weiss,
dass er eine Wunscherfüllung zu sein hat, dass der Traum das von Freud
gewünschte Ergebnis bereits kennt und, wenn sich keine passende
Tagesbegebenheit einstellen mag, er (der Traum) sich eben anders dargestellt
hätte, so dass das Ergebnis auf alle Fälle wieder erreicht worden wäre. Diese
schwindelerregende gedankliche Konstruktion bei Freud wird von ihm in den Satz
gekleidet, "wenn sich
zwischen den Eindrücken des Tages keine genug ausgiebigen Mittelbeziehungen
hätten herstellen lassen, so wäre der Traum eben anders ausgefallen"
(S.120). Und das heißt doch wohl, alle Träume dieser Welt träumen sich auf
die Wunscherfüllungsthese des Doktor Freud aus Wien hin.
Wie nun weiter verfahren, wenn die Skepsis in eine
offene Ablehnung umzuschlagen droht? Kann aus dem Rest des Buches etwa
Sinnvolles erwachsen, wenn die Grundlage verworfen werden muss? Ich denke, der
Rezensent hat die Verpflichtung, ein Buch bis zum Ende zu lesen, weil ein Buch
eine ganze Gestalt hat und auch eine Rezension sie haben sollte. Schauen wir
also, was Freud noch an Aussagen bereit hält."Der Traum gibt sich nie
mit Kleinigkeiten ab".Es gilt also die Behauptung, dass der Trauminhalt
immer an ein aktuelles Erlebnis des Vortages anknüpft. Wird nicht an den Vortag
angeknüpft, so handelt es sich um ein Erlebnis aus früherer Zeit, das im
Gedächtnis psychisch bedeutsam geblieben ist. Der Trauminhalt knüpft also an
aktuelles und/oder früher psychisch Bedeutsames an, was Freud zu der Meinung
veranlasst, es gebe keine harmlosen Träume (S.125) (abgesehen von
Kinderträumen und Reaktionen auf äußere Einwirkungen während der Nacht). "Der Traum gibt sich nie mit Kleinigkeiten
ab" (S.125), egal ob es sich um bedeutsame frühe Kindheitserlebnisse oder
wichtige Begebenheiten des Vortages handelt. Der Traum kann ferner etwas in
Andeutungen reproduzieren, was im Wachzustand nicht mehr erinnert werden kann
und aus der frühesten Kindheit (vor dem dritten Lebensjahr) stammt.
Es sollte immer im Gedächtnis behalten werden, dass
die Traum-"Deutung" bei Freud über weite Passagen des Buches ein
Assoziieren zu Wörtern ist, beispielsweise bei dem dreiteiligen, langen Traum
auf Seiten 144 und 145, die in einer Studentenversammlung, am Bahnhof und von
einem Blinden handeln, dem er ein Uringlas hinhält. Die Assoziationsketten sind
nicht nur solcher Art wie: Huflattig - Lattice - Salat - Salathund, sondern
bedienen sich selbst einzelner Buchstabenfolgen wie Huflattig und Flatus. Ferner
springen die Assoziationsketten zwischen deutschen, französischen, spanischen,
englischen und lateinischen Worten hin und her, je nachdem, wie sie Freud in den
Sinn kamen. Die Assoziationsketten sind ausufernd und für die Leser ermüdend.
Sie setzen sich in Anmerkungen, in Alternativ-Assoziationsdeutungen und in
weiteren Details ad infinitum fort. Freud sagt, dass er durchaus nicht alles
sagt, er lässt Punkte unentschieden und in der Schwebe, und die Gedankenfäden
zum Vortag sowie in die lebendig gebliebene früheste Kindheit sind nur
Bestandteile unter anderen. Wo in diesen Traumassoziationen die Erfüllung eines
Wunsches oder gar die Erfüllung eines Wunsches aus der Kindheit auftaucht, ist
nicht ersichtlich. Freud selbst scheint nicht zu bemerken, dass hier eine Lücke
besteht.
Gegenüber anderen Traumtheorien ist Freud erstaunlich
skeptisch. So befasst er sich noch einmal mit der Auffassung, dass äußere
Reize von den Sinnesorganen aufgenommen und von der Psyche in ein Bild umgesetzt
werden. Solche Art von Träumen kommen offenbar nicht häufig vor (S.152) und
sie haben den schwachen Punkt, wie Freud betont, dass jeder äußere Reiz die
unterschiedlichsten Traumbilder hervorrufen kann (S.153). Freud wirft diesen
Traumtheoretikern (darunter W.Wundt) vor, unfähig zu sein, irgendein Motiv
anzugeben, welche die Beziehung zwischen dem äußeren Reiz und der
Traumvorstellung regelt.
Freud wendet sich vor allem gegen die These, dass
äußere Reize eine wichtige Quelle für das Hervorbringen von Träumen seien.
Tatsächlich, sagt er richtig, setzt der Mensch nur sehr selten einen äußeren
Reiz in einen Traum um. Meistens ignoriert er ihn, zumeist dann, wenn er tief
schläft (S.154). Freud hält diese Theorie für wissenschaftlich schwer fassbar
und willkürlich in ihrer Traumdeutung, zwei Attribute, die ganz gewiss ebenso
auf Freuds eigene Theorie zutreffen, wenn er postuliert, dass "ein Wunsch das Motiv
seiner [des Traumes] Bildung wird, und dass die Erlebnisse des Vortages
das nächste Material für seinen Inhalt abgeben" (S.157). Der
Traum erscheint ihm als Reaktion auf alles, was in der schlafenden Psyche
gleichzeitig als aktuell vorhanden ist. Dadurch ergeben sich die
Überschneidungen, Zusammenlegungen und Verkürzungen. In diesem System haben
auch die äußeren Reize ihren Platz, wenn sie denn überhaupt aufgegriffen
werden, indem sie weiteres Material dem schon vorhandenen beimengen. Das Wesen
des Traumes bleibt für Freud eine Wunscherfüllung (S.158)."Der Traum
ist der Wächter des Schlafes".In der Realität hatte Freud einst einen
riesengroßen Furunkel am Po und er träumt, dass er reitet. In Freuds
Darstellung hat der Traum den Schmerz nicht aufgegriffen, sondern ihm
suggeriert, es sei alles in Ordnung, denn er reite ja, was mit einem Furunkel am
Po völlig unmöglich wäre. Er reitet im Traum, nicht weil er sich wünscht zu
reiten (er macht sich nichts aus Reiten), sondern er wünscht sich zu reiten,
weil er dann kein Furunkel haben könnte. Aus diesem einen Reittraum macht Freud
wieder ein allgemeines Gesetz: Alle Träume sind Bequemlichkeitsträume.
"Sie dienen der Absicht, den Schlaf fortzusetzen, anstatt zu erwachen. Der
Traum ist der Wächter des Schlafes, nicht sein Störer." (S.161)
Spätestens hier haben wir von Freud selbst benannt ein zweites Traummotiv neben
dem Wunsch: die Bequemlichkeit. Aber im Grunde sei es doch wiederum nur ein
Wunsch, nämlich der, weiter zu schlafen (S.162).
Freud betont auf Seite 166 noch einmal, dass zur
Traumdeutung die unbewussten Gedanken des Träumenden gehören. Wenn dieser sie
nicht verraten möchte, ist diese Methode der Traumdeutung nicht anwendbar! Aus
diesem Dilemma versucht Freud heraus zu kommen mit dem Hinweis auf "typische Träume"
(Unterkapitel d), die von vielen geträumt werden und die eine jeweils gleiche
Bedeutung haben. Er wählt dafür den Verlegenheitstraum der Nacktheit und den
Traum vom Tod teurer Verwandter. Der Nacktheitstraum sei gekennzeichnet durch
einen Gegensatz von Schamempfinden und Gleichgültigkeit der mitanwesenden,
bekleideten Personen ob der eigenen Nacktheit. Freud glaubt nun, dass diesem
Traum "ohne Zweifel" eine Erinnerung aus der frühesten Kindheit zu
Grunde liegt. "Nur in unserer Kindheit gab es die Zeit, dass wir
in mangelhafter Bekleidung von unseren Angehörigen wie von fremden
Pflegepersonen, Dienstmädchen, Besuchern gesehen wurden und wir haben
uns damals unserer Nacktheit nicht geschämt." (S.168) Der Traum ist
hier die Erfüllung des Wunsches, sich wieder so unbeschwert nackt zeigen zu
können, wie in den ersten Kinderjahren. Der Traum macht aus einem selbst einen
Erwachsenen der Gegenwart und aus den Zuschauern des Familienkreises viele
fremde Menschen. Der unbewusste Wille will die Exhibition fortsetzen, die Zensur
will die Exhibition unterbrechen und es ist die Zensur, die die peinliche
Empfindung macht.
Der zweite typische Traum ist der Tod einer teuren
Person und der Schmerz darüber. Freud behauptet (S.172), dass dieser Traum den
Wunsch beinhaltet, dass die betreffende Person sterben möge. Freud ahnt die
Einwände gegen diese Ansicht und führt aus, dass dieser Wunsch nicht aktuell
sein muss, vielmehr oftmals aus einer früheren Kindheitssituation sich ins
Erwachsenenleben hinüber rettete. Dafür sprächen die
Geschwisterfeindschaften, die Zerwürfnisse zwischen Eltern und Kindern und die
Eifersucht des Erstgeborenen auf den Nachkömmling. Er beschreibt dann sehr fein
die Rivalität des Jungen oder Mädchen mit dem gleichgeschlechtlichen
Elternteil und findet viele Gründe, warum Kinder den Tod des einen oder anderen
Elternteils träumen. Kleine Kinder wollen oft den gegengeschlechtlichen
Elternteil "heiraten". Andere mögliche Konstellationen diskutiert Freud
nicht. (Später wird Freud betonen, dass ein Traum nur mit Kenntnis des
jeweiligen Individuums gedeutet werden soll.)
Hier schließt sich nun die Fabel von König Ödipus
an, der unwissentlich seinen Vater erschlägt und eine Frau ehelicht, die
unwissentlich seine Mutter ist. In einer raffinierten Sprachakrobatik deutet er
die eigentlich eindeutige Sage in seinem Sinne um. Zunächst führt er aus, dass
sich die Erschütterung über das Drama damals aus dem Gegensatz des göttlichen
Willens und der göttlichen Prophezeiung zum menschlichen Wollen ergibt. Heute
jedoch berühre uns der Gegensatz zwischen Schicksal und Menschenwillen nicht so
sehr, vielmehr ergreift uns das Schicksal des Ödipus nur darum,
"weil es auch das Unserige hätte werden können, weil das Orakel
vor unserer Geburt den selben Fluch über uns verhängt hat, wie
über ihn". Aus dem unbedingten "nur" wird im nächsten Satz ein
vageres "vielleicht": "Uns allen vielleicht war
es beschieden, die erste sexuelle Regung auf die Mutter, den ersten Hass
und den gewalttätigen Wunsch gegen den Vater zu richten. Unsere Träume
überzeugen uns davon." (S.182)
Was Ödipus in völliger Blindheit tat, wird mit Freud
unter der Hand zu einem ausgesprochenen Wunsch: "König
Ödipus, der seinen Vater Laios erschlagen und seine Mutter Jokaste
geheiratet hat, ist nur die Wunscherfüllung unserer Kindheit."
Vom "nur" über "vielleicht" zum erneuten "nur". Was im
Ödipus-Drama Missgeschick und Schicksal ist, ist in Freuds Psychoneurotikern
der verdrängte Wunsch, mit der Mutter sexuellen Verkehr zu haben und den Vater
zu töten. Dieser Wunsch muss natürlich stark verdrängt werden. In den
Träumen vom Tode naher Verwandter sieht Freud übrigens keine Zensur mehr
walten, dieser Wunsch sei so ungeheuerlich, dass die nächtliche Zensur dagegen
unwirksam wird. (S.184)
Der Wunsch des Kindes, den andersgeschlechtliche
Elternteil sexuell zu besitzen und den gleichgeschlechtlichen zu beseitigen,
erweitert Freud zu der Aussage, dass alle Kinderträume absolut egoistisch
seien; immer stehe das Ich im Mittelpunkt. Dies wiederum erweitert Freud
zu der allgemeinen Aussage, dass alle Träume absolut egoistisch sind
und vom Ich handeln, wenn auch verkleidet. Ein echtes Interesse für
einen Anderen im Traume gebe es nicht. Niemals aber wird es dem Leser der
"Traumdeutung" gelingen, diese egoistischen Wünsche selbst
zu entschlüsseln, denn immer ist unabdingbar die Führung Freuds
in Form von Assoziationen zu diesem einen und einzigen Ziel hin notwendig.
VI. Die Traumarbeit
Mit "Traumarbeit" sind gemeint jene psychischen Anstrengungen,
die aus einem latenten einen manifesten Trauminhalt machen. Das Eine muss
in das Andere übersetzt werden und für diese Übersetzung
gibt es Regeln (S.190 f).
a) Die Verdichtungsarbeit: Zunächst einmal
ist der manifeste Traum enorm verdichtet, das macht die Analyse der tatsächlichen
Traumgedanken so umfangreich. Freud wiederholt, man könne sich eigentlich
niemals sicher sein, einen Traum vollständig gedeutet zu haben. "Selbst
wenn die Auflösung befriedigend und lückenlos erscheint, bleibt
es doch immer möglich, dass sich noch ein anderer Sinn durch denselben
Traum kund gibt" (S.191). Aber hieß es nicht, der Traum ist immer
ein erfüllter Wunsch? Was soll man da noch nach einem anderen Sinn
suchen? Freuds Traumtheorie beinhaltet, dass alle im Wachzustand eingefallenen
Traumgedanken zum kurzen, komprimierten Trauminhalt gehören und vom
Träumer gedacht worden sein müssen, bevor er träumte. An
dieser Stelle hat Freud mit dem erheblichen Einwand zu kämpfen, ob
nicht während des Analysierens neue Gedankenverbindungen entstehen,
die an der manifesten Traumbildung unbeteiligt waren. Diesen Einwand lässt
er nicht gelten. Er ist überzeugt, dass alle gefundenen Assoziationen
schon irgendwie in den unbewussten Traumgedanken des Träumers enthalten
gewesen sein müssen.
Nächste Frage: Wie soll man sich aber dann
den psychischen Zustand während des Schlafens, der dem Träumen
voran geht, vorstellen? Immerhin handelt sich um unbewusstes Denken (S.192/193).
Diese Frage zu beantworten, hält Freud an dieser Stelle für noch
nicht nötig. Damit gibt sich der Autor allerdings eine weitere Blöße,
denn wenn er das unbewusste, ausführliche Denken des Träumers
vollständig kennen würde, hätte er einen Beweis für
die Richtigkeit der Annahme, dass das ausführliche Analysieren des
manifesten Trauminhalts auch wirklich rückwärts zu den tatsächlichen
Gedanken führt. So aber bleibt diese Hauptannahme unbewiesen und meines
Erachtens unbeweisbar.
b) Die Verschiebungsarbeit: Nach der Traumverdichtung
(d.h. dem Übereinanderlegen mehrerer Personen in einer Traumperson
und der Verdichtung mehrerer Situationen in eine Traumsituation) wendet
sich Freud einem weiteren Element der Traumarbeit zu: der Traumverschiebung.
Sie bedeutet, dass einzelne deutliche Elemente eines Trauminhalts in der
anschließenden Traumanalyse keine hohe Wertigkeit beanspruchen dürfen,
vielmehr andere, scheinbar nebensächliche Traumgedanken von höherer
psychischer Intensität und Wertigkeit sind. Und umgekehrt: Trauminhalte,
die der Träumer in der wachen Nacherzählung für unwichtig
hält, deuten für Freud auf wichtiges, "wahres" unbewusstes
psychisches Material hin. Der Kern der Traumgedanken stimmt oft nicht überein
mit dem Kern der Trauminhalte. Die Verschiebung ist eines der Hauptmittel
der Zensur zur Verschleierung der wahren, natürlich sexuellen Wünsche.
Die Verschiebung ist immer eine vom Wesentlichen aufs Nebensächliche
(S.213). Überhaupt vernichtet die Traumarbeit der Zensur alle logischen
Zusammenhänge der Traumgedanken, zerlegt sie in Stücke, dreht
und zerbröckelt sie und schiebt sie wieder zusammen: Die Traumarbeit
ist ein Zusammenhangsvernichter (S.214).
Selbst die Unterschiede in der Intensität
einzelner Trauminhalte hält Freud für nicht zufällig. Er
ist offenbar der Meinung, dass die wichtigsten Traumgedanken sich keineswegs
in klaren Trauminhalten äußern, diese vielmehr durch das Einwirken
der Zensur besonders undeutlich werden. Ein anderes Phänomen ist eine
Hemmung im manifesten Traum, eine Handlung auszuführen. Man möchte
weggehen - kann aber nicht. Man möchte einen Zug erreichen - kann
sich aber nicht von der Stelle bewegen. Nach Freud ist dies nicht nur ein
Ergebnis der motorischen Paralyse im Schlaf, sondern der Wille wird durch
eine unbewusste sexuelle Regung gehemmt.
d) Die Rücksicht auf Darstellbarkeit: Ein
weiteres Traumphänomen ist die Umwandlung eines abstrakten oder konkreten
Traumgedankens in die bildliche Sprache des manifesten Trauminhalts. Freud
nennt das "die Rücksicht auf Darstellbarkeit" (S.229). Freud
behauptet zwar, diese Rücksicht auf die Darstellbarkeit in einem Bilde
habe nichts mit Symbolik zu tun, doch das dann angeführte Beispiel
unterscheidet sich nicht von der übrigen symbolischen Traumdeutung,
die immer auf Sexuelles, das heisst auf das Heiraten, auf die Schwangerschaft,
auf Liebschaften, auf heimliche Liebe, auf das Ausbleiben der Periode zielt.
(S.232)
In den harmlosesten Tätigkeiten und Erlebnissen
sieht Freud die intimsten Einzelheiten des Sexuallebens. Die Symptomatik
der Hysterie wird für Freud geradezu undeutbar, wenn man vergesse,
dass sich sexuelle Symbolik hinter dem Alltäglichen und Unauffälligen
verbirgt (S.234). Diese Übersetzung der harmlosesten Begebenheiten
ins Sexuelle ist in der Freudschen Ausprägung erschütternd derb
und plump: Ein großer Ast ist selbstverständlich das männliche
Glied. Wer vom Wohnungswechsel träumt, will (sich) selbstverständlich
ausziehen. Wer in einem Lift fährt, will seinen Rock hochheben (im
englischen: to lift), um seine Genitalien zu präsentieren (S.235).
Dies ist ein Kernpunkt seiner Theorie. Jeglicher
konkreter Trauminhalt verweist auf unbewusste Traumgedanken, die nach Freud
ausschließlich sexueller Art sind. Dieses unbewusste Denken sucht
sich seine Bahn in Form einer Symbolisierung, die jedem anderen Menschen
als harmlos und unbedeutend erscheinen mag, für Freud aber waren die
(seines Erachtens ausschließlich) sexuellen Symbole die Schienen,
die direkt zum Unbewussten führen - zu einem unbewussten (Wach-)Denken,
das ebenfalls wieder nur sexuell ist. Es gibt also laut Freud ein unbewusstes
Wachdenken, welches bei geeigneter Interpretation geheime sexuelle Wünsche
offenbart, wobei die sexualisierte Trauminterpretation den Weg zu diesen
geheimen sexuellen Wünschen öffnet.
Versuchen wir noch einmal zusammenzufassen: Die
tiefste und unbewusste Gedankenschicht ist die des Sexuellen (Masturbation,
Furcht vor Schwangerschaft, Sexualverkehr, verbotene Liebe, uneingestandenes
Verliebtsein). Aus diesem Material speisen sich die unbewussten Gedanken
des Traumes, die von einer Zensur auf verschiedene Art umgeformt, verbildlicht
und symbolisiert wird mit dem Ergebnis eines manifesten Traums. Der manifeste
Traum ist zudem über allerlei Assoziationen verknüpft mit dem
Wachdenken und Wacherleben des Vortags und der Kindheit, welche ihrerseits
in manifeste (bewusste) Aktionen und latente (unbewusst sexuelle) Inhalte
unterteilt werden können. es ist also nicht so, dass nur Material
aus dem Unbewussten genommen wird.
e) Beispiele - Rechnen und Reden im Traum: Freud
verlässt dann die Sexualebene und führt uns einigen Hokuspokus
mit Zahlen aus Träumen vor, wobei eine Zahl immer auf zwei verschiedene
Ereignisse münzbar ist. Die bloße Wahrscheinlichkeit gebietet
es anzunehmen, dass jede beliebige Zahl mit irgendeinem beliebigen Ereignis
verknüpft werden kann, beispielsweise das Jahr 1882 mit dem Alter
von 28 Jahren oder 3,65 DM mit den 365 Tagen eines Jahres. Na und?
f) Absurde Träume. Die intellektuellen Leistungen
im Traum: In seinem Eifer, die Gegner der Traumdeutung zu widerlegen, die
im Traum kaum mehr als ein schwer verständliches Produkt einer reduzierten
Geistestätigkeit sehen, führt Freud Traumbeispiel um Traumbeispiel
an und für - restlos - jedes Traumbild hat Freud eine Assoziation
parat. Nichts bleibt ohne Bezug und sei dieser auch noch so weit entfernt.
Er ist nicht weiter schwer herzustellen, irgend etwas wird einem intelligenten
Menschen schon einfallen. Ein Traum kann für Freud nicht verworren,
unsinnig oder absurd sein, ja gerade die Absurdität ist für Freud
ein besonderer Trick der Traumarbeit, ein intellektuell hochstehendes,
weil absichtliches (?) Gestaltungsmittel des Träumers, in dem ein
lächerlicher oder spöttischer Gedanke im Traum durch die Zensur
und die Traumarbeit absurd gemacht wird (S.244 f). Mehr noch: eine scheinbare
Logik im Traum bedeutet nichts, je unlogischer und verworrener, desto mehr
wird der Assoziationseifer Freuds angestachelt. Logische Übergänge
zwischen zwei Traumteilen? Beruhen auf Traumgedanken, die dem Träumer
nicht besonders wichtig sind. Besonders klar strukturierte Träume
mit einer klaren Geschichte und ohne verwirrendem Schluss? Sind am weitesten
von den wahren (unbewussten) Traumgedanken entfernt.
Es gilt die Regel, dass der logische Zusammenhang
eines Traumes nichtssagend und bei der Deutung unbeachtet zu lassen ist.
(S.294, im übrigen ab S.286) Für Freud ist nichts absurd am Traum,
alles hat seinen Sinn, für alles findet er eine Assoziation, nichts
ist, wie es im manifesten Traum erscheint. Er assoziiert zu den Trauminhalten
wie ein Akrobat auf dem Hochreck: waghalsig, atemberaubend, ohne Netz -
unglaublich. So geht es Seiten um Seiten und es ist nicht auszumachen,
ob sie den Leser eher verwirren oder doch eher ermüden.
Freud fasst auf S.295 noch einmal dieses umfängliche
Kapitel zusammen: Unbewusste Gedanken laufen Tag und Nacht ab. Tagsüber
werden sie durch den zensierenden Intellekt und andere seelische Leistungen
in bewusste Gedanken geformt. Nachts werden mit Hilfe der zensierenden
Traumarbeit diese unbewussten, ständig ablaufenden Gedanken in einen
Trauminhalt transformiert. Die Traumarbeit zwischen unbewussten Gedanken
und Trauminhalt ist eine eigenständige, aktive Kraft, ein Umformer,
der immer die Zensur als Gegenspieler hat. Der Umformer versucht, mit verschiedenen
Tricks die Aufmerksamkeit der Zensur zu umgehen. Zu den Eigentümlichkeiten
des Umformens gehören die Verschiebung, das Übereinanderlegen
mehrerer Personen in einer Traumperson, die Verdichtung mehrerer Situationen
in eine Traumsituation, die Umkehrung von Wichtigkeiten und die Rücksicht
auf Darstellbarkeit, das heißt einzelne Sequenzen müssen als
Bilder erkennbar sein, wenngleich der Gesamtinhalt oftmals zunächst
als wirr erscheint (S.295/296). Der Umformer verschlüsselt sexuelle
Wünsche, um sie den Augen der Zensur zu entziehen (die auch nachts
nicht schläft), aber Freud kann seine geheimen Botschaften lesen.
Diese Ausführungen steigern die Verwirrung.
Konnte der Leser bisher annehmen, es sei die Zensur, die die Traumarbeit
leistet, wird nun recht unvermittelt der "Umformer" eingeführt.
In wessen Auftrag arbeitet der Umformer? Wen versucht die Zensur zu umgehen
oder auszutricksen? Das Gewissen, das Bewusstsein, das Ich-Ideal, den autoritären
Staat, die Prüderie des Bürgertums, den Puritanismus? Davon abgesehen:
Wie geht die Traumzensur mit bewussten sexuellen Wünschen um? Ja,
ich will masturbieren! Nein, ich schäme mich deswegen nicht! Welchen
Sinn hätte es, bewusste Taggedanken in unbewusste Traumgedanken umzuwandeln
und von der Zensur in einem manifesten Traum zu verschlüsseln? Vor
allem aber: Warum muss die Zensur (bzw. jetzt neuerdings der Umformer)
überhaupt Traumarbeit leisten? Warum arbeitet die Zensur nicht mit
völliger Amnesie? Warum dieser Aufwand, wenn das völlige Auslöschen
einfacher wäre? Der physische Aufwand für diese offenbar selbständige
Institution müsste eigentlich der gleiche sein. Und ist die Anstrengung
der Traumarbeit nicht völlig sinnlos geworden, nachdem dank Freud
die wahren Gedanken klar zu Tage liegen?
VII. Zur Psychologie der Traumvorgänge.
a) Das Vergessen der Träume: Erst jetzt, auf
Seite 299, wendet sich Freud einem Einwand zu, der von Anfang an seine
Überlegungen begleitete und belastete: Wir haben keine Gewähr
dafür, dass wir den Traum vollständig kennen, vielmehr ein Großteil
desselben bis zum Erwachen oder kurz danach vergessen wird. Ferner wird
der Träumer versuchen, die wenigen Bruchstücke zu einem einigermaßen
rundem Ganzen auszufüllen und damit zu verfälschen, so dass jedes
Urteil unmöglich wird, was der wirkliche Inhalt des manifesten Traumes
war. Die Würdigung einer jeden Nuance eines Traumes wird fragwürdig
und unsicher, wenn wir nicht wissen, was authentischer Trauminhalt und
was Ausschmückung der Nacherzählung ist. (Auf diesen Umstand
haben später viele Autoren hingewiesen: Durch die Übersetzung
der Bildersprache des Traumes in eine kontinuierliche wörtliche Erzählung
werden die Bilder und ihre Kraft notgedrungen verfälscht und möglicherweise
unwiderrufbar zerstört.)
Freud wäre nicht Freud, wenn er nicht auch
für dieses objektiv unüberwindliche Hindernis (scheinbar) eine
Lösung finden würde. Freud stellt (S.301) die Behauptung auf,
dass die Nacherzählung des Traumes im Wachen den gleichen Gesetzen
unterliegt, wie die Traumarbeit im Schlafen. Die Übersetzung der Bilder
in Sprache sei eine Fortsetzung der umarbeitenden Traumarbeit, aber diesmal
im Wachen. Eine Zensur (oder ein Umformer, der die Zensur umgehen will?)
wirke auch hier und Freud hat dafür scheinbar einen Beweis: Er lässt
sich von seinen Patienten einen Traum nochmals erzählen und achtet
auf Veränderungen der Wortwahl zwischen erster und zweiter Erzählung.
Die Wortwahlveränderung zeigt ihm das untergründige Wirken einer
seelischen Zensur (und nicht, wie man annehmen könnte, das Bemühen
des Traumerzählers, den empfundenen Bildern sprachlich möglichst
nahe zu kommen, sowie das höfliche Bestreben, einem Zuhörer einen
Inhalt nicht mit identischen Worten zu wiederholen).
Gerade jene Teile des reproduzierten Traumes,
die der Traumerzähler für unwichtig hält und die er nur
verschwommen und undeutlich erinnert, sind nach Freuds Meinung die wichtigsten,
die ihn per Assoziation zu den psychisch bedeutsamen Gedanken zurückführen.
Das bedeutet für Freud auch, dass undeutlich erinnerte Trauminhalte
ein Beweis für Widerstand in der Therapie seien (S.303). Die erst
nachträglich wiedererinnerten Traumpfützen seien die Wichtigsten,
weil sie am stärksten dem vergessenden Widerstande (bzw. der Zensur)
ausgesetzt waren. Das Vergessen von größeren Traumteilen ist
also nicht Zufall oder dem Wesen des Traumes eigentümlich, sondern
zum großen Teil Widerstandsleistung. Das Vergessen des Traums ist
Absicht (S.307). Umgekehrt: Ohne Widerstand wird kein Traum vergessen (S.305).
Diese widerständige Zensur wirkt auch des Nachts auf die Traumbildung
ein, in der Nacht ist sie aber weniger stark als am Tage. Durch den verminderten
Widerstand des Nachts wird Traumbildung möglich. Die innere psychische
Zensur ist herabgesetzt (S.308). Wie kann man sich aber dennoch an einige
Teile des Traumes erinnern? Dieser Umstand widerspricht doch eigentlich
der These vom Wirken der Zensur und des Widerstandes. Warum ist die Zensur
nicht total? Warum vollendet sie nicht ihr Werk und lässt den Träumer
seinen Traum vollständig vergessen? Weil der Umformer über einige
Macht verfügt? Warum aber vergeudet der Umformer seine Kraft im Umformen,
statt die sexuell anstößigen Inhalte möglichst vollständig
passieren zu lassen? Wieder ist Freud in einer Sackgasse gelandet; er bricht
an dieser Stelle ab und will den Punkt später fortsetzen, kommt aber
nicht mehr darauf zurück.
Unvermittelt springt Freud auf Seite 308 in eine
Kritik der Traumassoziation, die den Leser schon von Anfang an begleitet
hat. Gemeint ist, dass man von jedem einzelnen Element eines Traumes irgendwohin
gelangt und in Selbsttäuschung meint, den wahren Traumgedanken gefunden
zu haben, was aber tatsächlich nicht mehr ist als eine Konstruktion
ohne jede Gewähr. "Es ist aber alles Willkür und witzig erscheinende
Ausnützung des Zufalls dabei, und jeder, der sich dieser unnützen
Mühe unterzieht, kann zu einem beliebigen Traume auf diesem Wege eine
ihm beliebige Bedeutung herausgrübeln". (S.309)
Freud benennt damit, was sein gesamtes Traumbuch
in Frage stellt. Er zieht seinen Kopf aus der Schlinge mit einem äußerst
schwachen Argument. Nämlich mit dem starken Eindruck, den seine Traumdeutungen
auf ihn selber machen. Er ist so berauscht von den Verbindungen und Verknüpfungen,
die sein beweglicher Geist unter den Trauminhalten herstellt, dass er diese
psychischen Verbindungen für wahr und gegeben hält. Er war überzeugt,
dass willkürliche und ziellose Gedankenketten zu einem präexistenten
Ziel gelangen können. (S.309)
Indem Freud die Grundlagen seiner Traumtheorie
scheinbar selbst widerlegt, bereitet er aber nur eine neue Fundierung vor,
jedoch auf anderer Grundlage. Es stimmt, sagt er, die Assoziationen sind
willkürlich, jedoch - und jetzt kommt die geniale Wendung - sie entstehen
nur unter dem Druck der Zensur, und unterhalb der willkürlichen Verknüpfung
existiert eine "korrekte und tiefergehende Verknüpfung" (S.310).
Das Ziel, nämlich zu den immer existierenden anstößigen
sexuellen Traumgedanken zu kommen, besteht weiter.
Nachdem Freud also 300 Seiten lang die freie Assoziation
als Königsweg zum sexuell anstößigen Traumgedanken gepriesen
hat, überrascht er den Leser damit, dass auch dieser Weg zensiert
ist und hinter der Traumassoziation noch tiefer liegende, "wahrere"
Schichten liegen. (Freud drückt es etwas dunkler aus, als ich es hier
schreibe.) Also auch die Hunderte von Verknüpfungen, die Freud in
ermüdender Emsigkeit ausgebreitet hat, sollen oberflächlich und
nicht "wahr" sein? Damit ist vielleicht nicht seine Traumtheorie,
aber seine Traumdeutung im wesentlichen hinfällig. Denn jetzt ginge
es darum, sich und seinen Lesern den Weg von den oberflächlichen,
willkürlichen und "unwahren" Assoziationen zu den wahren und
ernsthaften zu weisen. Tut er das? Nein, er tut es nicht, sondern setzt
sich in einem Salto Mortale in den früheren Zustand wieder ein, in
dem er schreibt: "Weil wir von diesen Verschiebungen wissen, vertrauen
wir uns bei der Traumdeutung auch den oberflächlichen Associationen
ganz ohne Bedenken an." (S.311) Die Logik ist haarsträubend. Ich
weiß, dass ich in die Irre geführt werde, und bin gerade deshalb
zuversichtlich, mein Ziel zu erreichen.
Für den Leser verwirrt sich alles. Die freie
Assoziation ist also nicht ganz so frei, weil sie nicht nur bewussten,
"oberflächlichen", sondern auch unbewussten, verborgenen Zielvorstellungen
folgt. Welche Ziele könnten das sein? Alles im Unbewussten zu halten?
Ihre Rolle als unfehlbarer Königsweg zum Unbewussten ist damit in
Frage gestellt. Freud zieht sich selbst den Boden unter den Füßen
weg, indem er betont, "es ist gar nicht wahrscheinlich", dass der
Weg vom Deuten der Traumelemente im Wachen zu den Traumgedanken zurückläuft
(S.312). War nicht weiter oben die Unfehlbarkeit, ja Unvermeidlichkeit
der Methode gepriesen worden? Aber das ist jetzt auch schon ziemlich egal.
Der Leser kann nur mit Verblüffung feststellen, dass Freuds Selbstdemontage
ihm völlig unbemerkt bleibt.
Freud fasst zusammen (S.312): "Wir stellen
die Hauptergebnisse unserer bisherigen Untersuchung zusammen. Der Traum
ist ein vollwichtiger psychischer Act; seine Triebkraft ist allemale ein
zu erfüllender Wunsch; seine Unkenntlichkeit als Wunsch und seine
vielen Sonderbarkeiten und Absurditäten rühren von dem Einfluss
der psychischen Censur her, den er bei der Bildung erfahren hat; ausser
der Nöthigung, sich dieser Censur zu entziehen, haben bei seiner Bildung
mitgewirkt eine Nötigung zur Verdichtung des psychischen Materials,
eine Rücksicht auf Darstellbarkeit in Sinnesbildern und - wenn auch
nicht regelmässig - eine Rücksicht auf ein rationales und intelligibles
Aeussere des Traumgebildes." Zensur und Umformung sind hier zwei unterschiedliche
Kräfte.
Wenn nun die Assoziationen, die Freud so freigiebig
in seinem Werk einstreut, nur die Oberfläche von darunterliegenden
"wahreren" gedanklichen Verbindungen sind, müsste er die Assoziationen
einer Prüfung unterziehen. Das tut er aber nicht, sondern er beginnt,
seine Vorstellung von einem räumlichen psychischen Apparat und einem
Reflexvorgang zwischen sensorischer Wahrnehmung und daraus folgender Motorik
vorzustellen - und der zunehmend ermüdete und ratlose Leser beschließt
noch einmal, ihm in dieser unvermittelten Wendung zu folgen.
b) Die Regression: Freud verlegt den Anstoß
zur Traumbildung (identisch mit Traumarbeit?) in den unbewussten Teil des
psychischen Apparats, wobei die Traumbildung an Traumgedanken anknüpft,
die im System des Vorbewussten angesiedelt sind. (Weiter oben hatte er
auch das bewusste Wachdenken und Wacherleben als materialfähig für
einen Traum bezeichnet.) Das Unbewusste generiert also Traumgedanken, die
sich an Bilder im Vorbewussten anknüpfen und das Bestreben haben,
ins Bewusstsein zu dringen (S.319). Über Überlegungen, die zu
verstehen einem Normalsterblichen nicht vergönnt ist, kommt Freud
zu der These, dass die Traumbildung einen "regressiven Weg" geht
und sich nicht in bewussten Handlungen oder Gedanken oder Gemütsbewegungen
manifestiert, sondern in "inneren Wahrnehmungen". Im Traum verwandelt
sich "die Vorstellung" (was ist damit gemeint?) in ein sinnliches,
vorsprachliches Bild zurück. Damit gehen alle Verknüpfungen und
Einordnungen von Traumgedanken verloren. Traumgedanken werden zu Rohmaterial
(das sind die sinnlichen Bilder) aufgelöst. Freud meint, das sei Wirkung
des Widerstands (S.322), nachdem er uns weiter oben weisgemacht hat, es
sei die Umformerkraft, die der Zensur entgegenarbeitet. Ja, was jetzt?
Und wozu braucht es noch eine Regression, wenn die Zensur ohnehin tätig
ist? Der Sinn dieser Überlegungen bleibt im Dunkeln.
c) Zur Wunscherfüllung: Auf S.324 kommt Freud
noch einmal auf seine Hauptthese zurück, dass Trauminhalte "nichts
anderes als eine Wunscherfüllung" sein sollen. Er wendet ein:
Wenn wir im Wachen so unterschiedlich denken, urteilen, widerlegen, erwarten,
in die Zukunft denken, uns an Vergangenes erinnern usw., warum soll dann
in der Nacht das gesamte Denken nichts anderes und eindeutig eine Wunscherfüllung
sein? Es gibt Träume, die sich offen als Wunscherfüllungen zeigen,
aber könnte dahinter nicht etwas völlig anderes stecken, zumindest
ein anderer Wunsch? Wo blieb in scheinbar eindeutigen Wunscherfüllungsträumen
die Traumzensur? Schlief sie? Warum lässt die Traumzensur einen eindeutigen
Wunsch passieren, zwingt aber andere, sich per Umformer zu verhüllen?
Alle Wünsche sind doch sexueller Natur? Worin unterscheiden sie sich,
dass sie unterschiedlich von der Zensur behandelt werden?
Wieder tut Freud so, als ob er sich ernsthaft
mit Einwänden auseinander setzt, tatsächlich weicht er wie üblich
aus. Nur auf die letzte Frage geht er ein. Und er antwortet: Je nach dem,
ob der Wunsch im Unbewussten oder Vorbewussten angesiedelt ist, haben sie
unterschiedlichen Wert und Kraft, ins Bewusstsein zu dringen. Das Beispiel,
das Freud auf Seite 326 dafür bringt, ist wiederum kein Beleg für
diese These. Eine Dame äußert sich tagsüber lobend über
einen Bekannten, obwohl sie gerne eine etwas weniger schmeichelhafte Wahrheit
über ihn zum Besten gegeben hätte. Nachts im Traume verrätselt
sich diese Wahrheit. Freud behauptet, der Wunsch nach Kritik liege im Unbewussten,
tatsächlich ist ihr diese Kritik völlig bewusst, doch aus Höflichkeit
schweigt sie im gesellschaftlichen Umgange. Die Verrätselung des Wunsches
einer Kritikäußerung im Traume erscheint psychisch völlig
unnötig. Die nachfolgende Behauptung Freuds über den Ursprung
von Wünschen hat deshalb keine Grundlage. Sie lautet: "Der Wunsch,
welcher sich im Traume darstellt, muss ein Infantiler sein." (S.327)
Er stammt beim Erwachsenen aus dem Unbewussten. Der Kritikwunsch der Dame
jedoch ist schlicht kein infantiler und er ist bewusst. Was soll also diese
Definition?
Wieder ahnt Freud, dass er argumentativ in der
Klemme steckt, und wieder geht er scheinbar ehrlich dem Einwand nach: Gibt
es nicht noch mehr als infantile Wünsche, die uns im Schlaf heimsuchen,
gibt es nicht unerledigte Probleme, Sorgen, andere mächtige Eindrücke,
die sie vom Tag her im Schlaf irgendwie fortsetzen? Diese Tagesreste können
sowohl Wünsche als auch jeden anderen Charakter haben (S.328). Das
Problem ist, dass Freud "unbewusst" und "unterdrückt"
in eins setzt, was einen Unterschied ausmacht. Kinderwünsche nach
Größe können bewusst und unbewusst sein, und man fragt
sich, warum Freud dies nicht unterscheidet, sondern in umständlichen
Überlegungen den Verkleidungen bewusster Wünsche im Traum nachspürt,
wodurch doch dadurch keine weitere psychologische Erkenntnis zu erwarten
ist. Der Wunsch Freuds, Professor zu werden, dürfte ihm ziemlich klar
vor Augen gestanden haben. Es fragt sich, warum Freud so darauf insistiert,
dass unbewusste Vorstellungen unfähig sind, ins Vorbewusste einzutreten,
wenn doch ein bewusster Wunsch vorliegt? Durch die Aufzählung dieser
und vieler anderer möglicher und denkbarer psychischer Konstellationen
des Tags und des Nachts verliert der Leser zusehends den Überblick
und Freud entwertet gleichzeitig seine absolut gesetzte These von der Wunscherfüllung.
Zurück bleibt nur ein vager Fingerzeig, dass Wunscherfüllung
und Tages-rest sich irgendwie miteinander verbinden und nur in dieser Kombination
einen Traum generieren. Aber noch immer ist Freud um keinen Schritt der
Lösung des Rätsels näher gekom-men, warum das Unbewusste
im Schlafe nichts anderes bieten kann, als die Triebkraft zu einer Wunscherfüllung
(S.332).
Die nicht sehr befriedigende Antwort Freuds lautet,
dass das Allererste, was ein Kind erfährt, der Hunger ist, der durch
Speise gestillt wird, und in der Folge des gesamten Lebens will der Mensch
immer wieder diesen Wunsch und alle anderen Wünsche erfüllt bekommen.
Das Bedürfnis der Wunscherfüllung dauert an, da es nie eine echte
Befriedigung geben kann. Nichts anderes als das ständige Denken an
die Befriedigung primitiver Wünsche sei der Ursprung allen Denkens.
Das Denken des Erwachsenen und des heutigen Menschen ist allerdings etwas
komplizierter, jedoch ist heute in das Nachtleben verbannt, was einst im
Wachen herrschte. "Das Träumen ist ein Stück des überwundenen
Kinderseelenlebens." (S.334)
Nicht nur im Traum, auch in den Psychosen und
Halluzinationen regrediere das Denken auf diese primitiven Stufe. Dann
bricht das Unbewusste zur "Ausdrucksbewegung", d.h. Reden, Handeln
und Gemütsbewegung, durch, so dass man sagen kann, in der Zensur haben
wir den Wächter unserer geistigen Gesundheit. Die Zensur rettet uns
davor, zu regredieren oder psychotisch zu werden. Des Nachts kann die Zensur
ruhen, da der Weg zur Ausdrucksbewegung im Schlaf versperrt ist und sich
Gedanken nur in vorsprachlichen Bildern ausdrücken. Der Schlaf ist
somit der Wächter der Träume. Nicht nur Träume sind Wunscherfüllungen,
auch Hysterien und sämtliche neurotischen Symptome. Das Symptom der
Fress-Brechsucht ist der Wunsch, möglichst viele Kinder von möglichst
vielen Männern zu haben (S.336).
Die Implikationen solcher leichtfertig dahingesagten
Sätze sind überhaupt nicht auslotbar. Bislang hörten wir,
dass die Zensur auch nachts nicht schläft; jetzt soll sie des nachts
überflüssig sein? Warum dann die Beschreibung der komplizierten
Traumarbeit? Und warum die mühselige Arbeit des Umformers? Dann der
Satz, "der Schlaf ist der Wächter der Träume" - wie ist
das zu verstehen? Der jetzt angeblich zensurfreie Schlaf generiert ungehemmt
Träume? Will Freud sagen, der Schlaf ist der Befreier der Träume?
Wird hier der Schlaf als neue Instanz eingeführt? Und wenn ja, welche
Rolle spielt er? Und dann die Rolle der Zensur: Die zensierende Kontrolle
lässt uns im Wachen vernünftig handeln. Im Schlaf darf die Zensur
ruhen, da produzieren wir nur halluzinatorische Bilder. Das ist nachvollziehbar.
Wie verhält sich aber nun Wachzensur zur Neurose? Ist Zensur nicht
Ausdruck von Widerstand? Ist Widerstand nicht Ausdruck von Verdrängung?
Ist Verdrängung nicht Ausdruck von Neurose? Wo verlaufen die Grenzen?
Werden die Grenzen durch energiemäßige Stärken abgesteckt?
So viele Fragen, so wenige Antworten. Über Freud nachzudenken bedeutet,
verrückt zu werden.
Die folgenden Gedanken Freuds scheinen mir untauglich
für eine Wiedergabe - man bräuchte zur Erläuterung den doppelten
Umfang des Originals. Ich möchte deshalb kurz abschweifen und einen
Blick auf die Sprache des Autors werfen. Dazu einige willkürlich herausgegriffene
Worte: erledigen, Abfuhr, Erregungsmenge, herstellen, bahnen, regulieren,
Konstruktion, Unterdrückung, vordringen, stoßen, bemächtigen,
zweckmäßig, Leistung, unterwerfen...
Es scheint mir einer aus der Produktionssphäre
entlehnter Jargon zu sein, angereichert mit militärischem Gedankengut,
insgesamt eine Wortwahl, die mir für die Behandlung des Psychischen
ungeeignet erscheint und meinen Widerwillen hervorruft. Freud kannte offensichtlich
diese Schwierigkeit, spricht sie zumindest auf Seite 348 an, weiss aber
nicht, die Leiden und Beschwerden der Lektüre für den Leser zu
mindern, da er nun einmal den Weg vom Traum zur Neurosenpsychologie für
dieses Buch gewählt hat, wo er doch in seiner psychologischen Praxis
gerade umgekehrt von der Neurosenpsychologie zum Traume kam (S.347). Dadurch
scheint die gesamte Darstellung von vornherein falsch eingefädelt
zu sein, was der Leser nur allzu schmerzlich bemerkt. Indem Freud also
nie die Grundlagen seiner Erkenntnisse deutlich macht - seine Praxis -,
muss vieles andere im Nebel verbleiben. Seine komplizierte, geschraubte
Sprache tut nichts hinzu, um diesen Zustand zu verbessern.
Ich gestehe, dass ich ab Seite 347, wo es um den
Primär- und den Sekundärvorgang sowie um die Verdrängung
geht, es aufgegeben habe, Freud verstehen zu wollen. Ich wäre interessiert
zu erfahren, ob es eine Nacherzählung dieses Kapitels oder der gesamten
"Traum-deutung" gibt, die einen intelligenten, interessierten und psychologisch
vorgebildeten Menschen in die Lage versetzt, Freuds Gedankengänge
nachzuvollziehen.
Kritische Würdigung
Ich bin an das Buch an sich heran gegangen und habe
gefragt, ist es in sich logisch, ist es verständlich, ist sein Inhalt
konsistent? Ich habe die Freudschen Funde nicht im Licht der heutigen Forschung
betrachtet. Ich denke, dass die Formen der Logik und der Darstellung in
den vergangenen 100 Jahren sich nicht wesentlich verändert haben und
es berechtigt ist, diese Kriterien auch an ein 100 Jahre altes Buch anzulegen.
Sofern Passagen des Buches logisch und konsistent
sind, was selten der Fall ist, so sind doch keine der Thesen und Schlussfolgerungen
zwingend. Mehr noch: es gibt fast keine Äußerung, der man nicht
mit guten Argumenten kräftig widersprechen könnte. Freuds Assoziationen
und Interpretationen scheinen durchgängig willkürlich, er klärt
Träume oftmals nicht auf, vielmehr macht er sie durch Assoziationsketten
noch verwirrender. Der Text strahlt ein selbstbewusstes Auftreten aus,
das sich oftmals zur penetranten Rechthaberei steigert, ohne eine rechte
Grundlage zu haben. Bloße Behauptungen bleiben bloße Behauptungen,
auch wenn sie mit Nachdruck vertreten werden. Freud zielt auf die Überwältigung
seiner Leser durch hochtrabende und verblüffende Satzgebilde, nicht
auf Überzeugung durch nachvollziehbare Argumente.
Auffallend ist ein unangenehmes Klima der Verdächtigung.
Harmlose Kinderäußerungen werden zu Feindseligkeiten stilisiert,
nichts ist "harmlos", alles gerät unter Argwohn, Mutmaßung
und Unterstellung. Die Traumdeutung ist eine Psychologie der Verdächtigung,
der Anklage, der Uminterpretation, der Verschlimmerung, der Verdrehung
ins Gegenteil, des Unterschiebens von Motiven und der strikten Gegenbehauptung
zu den Intentionen des Träumers. Alle Gegenbeispiele, Ausnahmen und
Einwände werden umgedeutet. Das alles ist ziemlich unerfreulich.
Die Traumdeutung ist weder ein nur theoretisches
Werk noch eine Sammlung von Fallgeschichten. Die Theorie verschwindet hinter
einer Fülle von Material, aber das Material ist nicht aussagekräftig
genug, weder um die Theorie zu stützen, noch um sie praktisch (in
der Therapie oder im Alltag) anzuwenden. Freuds einzig gültiger Grundsatz
ist der, dass ein Traum verstehbar ist mit Hilfe einer ausgiebigen Kenntnis
auch kleinster Lebensumstände des Träumers. Die Mitteilungen
über sich selbst und seine Analysanden sind trotz aller Ausführlichkeit
zu kurz, als dass dieser Grundsatz in die Tat umgesetzt worden wäre.
Eine Traumdeutung solle nur auf der Grundlage der Kenntnis der Lebensgeschichte
des Träumenden erfolgen? Freud hält sich gerade nicht an diese
Maxime, er geht grundsätzlich den umgekehrten Weg: Erst der Traum
und dann ein paar wenige ausgewählte Details aus dem Leben des Träumers,
wobei die Auswahl einzig den Grundprämissen Freuds zu folgen scheint.
Eine Überprüfung ist unmöglich. Dass diese Grundprämissen
fragwürdig weil unbeweisbar sind, wurde schon betont.
So erklärt sich das Gefühl der sich
steigernden Verwirrtheit, dass sich bei der Lektüre einstellt. Freud
ist ein hochgebildeter Luftikus, der nur scheinbar festen Boden unter den
Füßen hat. Das ganze grandiose Unternehmen einer Traumdeutung
muss nicht unbedingt als gescheitert angesehen werden. Das ist ja das Seltsame
an der Freudschen Theorie, dass es Verschiebung und Verdichtung, Wunscherfüllung
und Absurdität im Traum wirklich gibt - wer würde das bestreiten.
Aber so einseitig, wie Freud die Sache anpackt, kann nichts draus werden.
Um so erstaunlicher, dass Generationen von Psychoanalytikern und Tiefenpsychologen
Freud und seiner "Traumdeutung" huldigten, obwohl sie vermutlich
bis auf den Basissatz vom "Traum als Wunscherfüllung" nichts
davon verstanden haben.
Die Traumanalyse mittels "freier Assoziation"
ist keineswegs frei und noch weniger objektiv. Sie dient einzig dazu, das
vorher festgelegte Ziel (die Wunscherfüllung) anzusteuern. Freud ist
in dieser Hinsicht völlig hemmungslos und insbesondere seine sexuellen
Deutungen haben nicht nur bei mir Unglaube und Widerwillen hervorgerufen.
Schon früh ist ihm eine regelrechte Besessenheit von der Sexualität
attestiert worden; dieser Vorwurf besteht zu Recht. Die Trauminterpretationen
sind weit ab von jeder Realität und folgen vielmehr einer Obzession,
von der sich der Leser fragt, was er mit ihr zu schaffen haben soll.
Das Buch ist auch ein Rätselbuch. Was meint
Freud eigentlich? Er ist ein nicht besonders guter Erklärer, das Thema
ist schlecht gegliedert und selten logisch aufgebaut. Der Stil ist umständlich,
kompliziert und geschraubt und macht das gesamte Werk zu einer quälenden
Lektüre. Freuds Metaphern zeugen von Belesenheit, aber im ganzen scheinen
die Metaphern dem Gegenstand nicht angemessen. Die Traumarbeit scheint
wie das Wirken einer komplizierten Maschinerie, einer kleinen Fabrik unter
der Oberaufsicht eines zensurierenden Vorarbeiters. In dieser Fabrik wirken
mancherlei Heinzelmännchen wie kleine Akteure mit einem eigenen Willen,
in dem sie eine unendliche Zahl von Bild-Bruchteilen trennen und zusammenfügen,
Energien anheften und wieder entziehen, verfälschen und übermalen,
umformen und zusammenschütten, um dann das ständig wechselnde
Ergebnis vor die Türe des Gedächtnisses zu schütten. Dieses
Räderwerk klirrt und klappert, dreht und schiebt, dass dem Leser und
Betrachter ganz wunderlich im Kopf wird und er sich unwillkürlich
fragt, ob das, was er da liest, nicht auch nur wieder ein Traum aus dieser
kleinen Traumfabrik ist.
Denn wer dieses Buch aufmerksam liest, kann kaum
umhin, es als eines der bizarrsten Werke der Weltliteratur aufzufassen,
das 100 Jahre lang seine Leser in die Irre führte. Wie ist das möglich?
Ich glaube, es liegt daran, dass Freud trotz aller Konfusion ein System
schuf, das - wenn man ein Auge zudrückt - verstehbar ist. In seinem
Kern lautet es: Wacheinflüsse bilden das Material für Traumgedanken,
das in seltsamer Weise im Traum umgeformt wird. In der Erzählung des
Traums und den Assoziationen dazu stößt man in der Therapie
manchmal auf Gedanken, die einem vorher nicht so klar waren. Freuds einleitende
Thesen haben trotz aller Widersprüche und Ungereimtheiten mit Einschränkung
Bestand: Die Assoziation ist eine psychologische Technik, welche in der
Psychotherapie eine Trauminterpretation gestattet, einige Träume können
bei geschickter Interpretation einen Sinn für den Träumer darstellen
und ab und zu lassen sich Verbindungen zwischen Traum und Wachzustandes
herstellen.
Man kann Freud attestieren, eine faszinierende
Gedankenfabrik in Gang gesetzt zu haben. Die kunstvollen Verschlingungen
haben Tausende Jünger der Psychoanalyse bis zum heutigen Tag zur Nachahmung
angeregt und als Ansporn verstanden, für die meisten andere sind sie
eher ermüdend. Aber immer ist der Traum ausgesprochen geistreich und
man weiß nicht, was man mehr bewundern soll: Die Phantasterei der
Träume oder die Einbildungskraft des Traumdeuters Freud.
© Gerald Mackenthun, Berlin 2000
direkt bestellen:

Die Traumdeutung
