Woran erkennt man, dass man Medikamentenabhängiger ist?

  • Wer die Einnahme von Medikamenten mit Suchtpotential nicht aus eigener Kraft aufgeben kann.
  • Wer bei bestimmten, seelischen, körperlichen oder sozialen Belastungen nach "seinem" Medikament verlangt, wie ein Alkoholiker nach Alkohol.
  • Wer durch Wirkung "seines" Medikamentes für andere Menschen deutlich erkennbare Charakterveränderungen erleidet.
  • Wer häufig mehr einnimmt, als ihm verordnet wird.
  • Wer Rezepte fälscht oder Angehörige benutzt, um Nachschub zu bekommen.
  • Wer merkt, dass ihm "sein" Medikament wichtiger ist, als alles andere.
  • Wer nach Einnahme einer kleinen Dosis "seines" Medikamentes ein unbezähmbares Verlangen spürt, mehr einzunehmen.
  • Wer mehrere Schlaf-, Schmerz- oder Beruhigungsmittel nebeneinander einnimmt.
  • Wem vom Hausarzt, Internisten oder Nervenarzt gesagt wird, er sei Medikamentenabhängig.
  • Wer soviel Beruhigungs-, Schlaf- oder Schmerzmittel nimmt, dass er lallt, schwankt oder stürzt.
  • Wer aggressiv wird, wenn er "sein" Medikament nicht bekommt.
  • Wer ständig daran denken muss, wie er den Nachschub sichert
  • .
  • Wer früher alkoholabhängig war und jetzt regelmäßig Schlaf-, Schmerz- oder Beruhigungsmittel nimmt.
  • Wer Appetitzügler einnimmt, um leistungsfähiger zu sein, um weniger schlafen zu müssen, um sich wohler zu fühlen oder um "High" zu sein.
  • Wer nach der Einnahme von Appetitzüglern Halluzinationen oder Verfolgungsgedanken hat.

Woran können Angehörige noch eine Abhängigkeit von Medikamenten erkennen?

  1. Häufig verringern Abhängige ihren Kontakt zu anderen Menschen, sie isolieren sich. Wenn sie sich in ihre Wohnung zurückziehen, nur noch wenige Aussenkontakte haben.
  2. Medikamentenabhängige verhalten sich oft recht "kindlich"; ein häufiges Wiederholen von Sätzen ist auffällig.
  3. Medikamentenabhängige fallen nicht durch unsaubere Kleidung und Unordnung auf, sondern sie sind allgemein überordentlich, fast "pingelig", in ihrem Verhalten eher angepasst und überkorrekt. Dies gilt jedoch nicht für die Endstadien, wenn die psychische und organische Schädigung schon fortgeschritten ist.
  4. In diesen letzteren Phasen ist der Abhängige dadurch auffällig, dass er besonders apathisch wirkt, sein Gegenüber "leicht ausdruckslos" anschaut. Insgesamt vermittelt er den Eindruck, dass er abwesend wäre. Ein Gesprächskontakt ist nur mühsam aufrecht zu erhalten.
  5. Auffällig bei Medikamentenabhängigen ist, dass diese schwieriger für ein therapeutisches Engagement zu bewegen sind als Alkoholkranke. Sie betrachten ihre Lebenslage eher mit krankhafter Passivität, allgemein mit einem Gefühl der Sinnlosigkeit dem Leben gegenüber.

Warum nehmen Abhängige immer wieder ihr Suchtmittel ein, obwohl sie wissen, dass es ihnen schadet?

Zuerst wissen sie es ja nicht. Es dauert einige Zeit, bis der Abhängige selbst bemerkt, dass er abhängig ist ( nicht mehr aufhören kann oder mehr einnimmt, als er eigentlich sollte ). Danach kann es nochmals einige Zeit dauern, bis der Abhängige merkt, dass er Schäden durch das Suchtmittel erleidet. Aber auch dann nehmen viele ihr Suchtmittel immer weiter ein.
Warum?

Nichtakzeptieren der Botschaft:

Da das Suchtmittel eine schnelle Erleichterung schafft als guttut, werden die Folgen auf andere Ursachen geschoben, z. B. auf die Umwelt. Dies ist für Medikamentenabhängige naheliegend, weil sie bei der Entstehung der Abhängigkeit nur die vermeintlich positiven Seiten der Suchtmittelwirkung kennengelernt haben. Sie können dann nicht glauben, dass das früher so wohltätige Suchtmittel plötzlich schlimm sein soll.

Die Nichteinbeziehung der eigenen Person :

Wenn sich noch keine sehr schlimmen Folgen der Sucht gezeigt haben, akzeptieren manche Abhängige zwar prinzipiell die Tatsache der Sucht und deren mögliche Folgen, glauben aber, das träfe auf sie nicht zu.

Der Vorsatz, später aufzuhören:

Manche wollen in den nächsten Jahren aufhören, aber noch nicht heute. Diese Schachtel Tabletten nehme ich noch, dann höre ich auf (was dann nicht geschieht).

Die Illusion der Kontrolle über die Einnahme:

Manche glauben, jederzeit die eingenommene Tagesmenge reduzieren zu können oder ganz aufhören zu können, wenn sie richtig wollen. Diese Illusion haben Medikamentenabhängige meist in den ersten Jahren ihrer Suchtkrankheit.

Vermeidung objektiver Information:

Im Beginn einer Abhängigkeit vermeiden manche Abhängige alle Informationen, die sie zum Nachdenken über die Abhängigkeit zwingen würden. So gehen manche nicht mehr zu einem Arzt, der ihnen die Wahrheit über die Sucht gesagt hat. Sie suchen dann lieber einen anderen Arzt, der Rezepte ohne großes Fragen und Reden ausstellt.

Über all die in Ihnen entstandenen Fragen, ob Betroffene/r oder Angehörige bin ich zum Austausch über email bereit.

Monika K.

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