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Gedichte im Monat April 2005


Hinterbühnenblues

Nun ist er zerrissen,
der Vorhang der beide trennte,
die Vorderbühne von der Hinterbühne.
Mir,
die ich für Euch diesen Vorhang nähte,
werft ihr nun vor,
dass er verbraucht ist,
das er sie nicht mehr trennt
diese Welten.
Die letztlich eine Welt ist.

Leer und verstopft ist sie nun,
die Bühne,
auf der ich euch groß zog vor aller Welt
und
vor aller Welt ihn verbarg,
diesen Dreck, diesen Auswurf.
Ihn auch vor euch verbarg.

Ich bleibe zurück
und
soll so tun, als gäbe es ihn nicht,
diesen aufgerissenen Hinterbühnenverschlag?
Stecke bis zum hals in dem Unrat,
der doch auch euer ist.
Hinterbühnengeruch,
den ich auf mich nehme.
Ich stinke,
sagt ihr.

Soll das wirklich meine letzte Tat sein für Euch?
Will ich so enden?
Was werfe ich Euch vor?
Ihr belegt mich mit dem Ekel, den ich Euch lehrte.
Schlagt mich mit meinen Waffen,
unter denen ich mich nun krümme.
Wie entkommen?

Ich höre eure Walzerklänge
wenn ich nach meinen scherzenden Tönen
aus Müll und Melancholie tanze.
Schleppenden Schrittes schleife
ich die Lumpenpuppe hinter mir her
und
drücke mir die Nase an Euren Palastfenstern
immer noch platt.

© Ingritt Sachse, 28.4.2003


 

Kalter Tee im Glas

Kalter Tee im Glas
schon lange abgestanden
abgefahren du
meine Augen werfen Schatten
eine Sonne scheint
in eine andere Welt
kalter Tee im Glas und
abgefahren du mit
der Sonne und dem hellen Lachen

unter meinen Augen liegen Schatten
wie die Schlieren
von dem kalten Tee
abgestanden

abgefahren du

 © Ingritt Sachse, Februar 2005


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"Gesehen und Gedichtet", eine Sammlung von Gedichten vorgelesen und musikalisch interpretiert (Querflöte)  

 

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