Gedichte im Monat Januar 2003

Erlösung

Ein Pirol
Ein Winter
Eine Liebe


Befreit vom eigenen Dunkel fliegt der Pirol ans Licht.

Mitten im frostigen Winter

Frühling für ihn. Und er beginnt sein lockendes Lied.

Meine Nachbarin

Meine Nachbarin, sie ist fast 90 Jahre alt,
ihr Körper, er ist verbraucht.
Viele Krankheiten quälen sie sehr,
das Gehen, sie kann es alleine nicht mehr.

Das Augenlicht, es läßt nach,
sie nur noch Umrisse erkennen kann.
Ein Sauerstoffgerät gibt ihr Luft,
das Leben zu Hause nicht mehr möglich ist.

Ihr Sohn, er eilt herbei,
er versucht zu helfen wo er kann.
Er hat nur wenige Tage Zeit,
sucht darum intensiv einen Pflegeplatz.

Er hat Glück, er bekommt einen Pflegeplatz,
erleichtert er es seiner Mutter sagt.
Sie freut sich nicht, sie ist zutiefst betrübt,
sie schon in zwei Tagen wird abgeholt.

Ich bin bei ihr, sitze an ihrem Bett,
die Tränen, sie laufen ihr über das Gesicht.
Sie sagt mir, was soll ich denn noch auf dieser Welt,
warum sterbe ich nicht einfach in meinem Bett.

Warum muß ich verlassen meine Wohnung hier,
warum muß ich in ein Pflegeheim?
Dort kenne ich doch keinen, dort bin ich doch allein,
dort muß ich teilen das Zimmer mit einer anderen Frau.

Ruhig versuche ich zu reden mit ihr,
sage welche Vorteile ein Platz im Pflegeheim hat für sie.
Sie kann es nicht verstehen, fühlt abgeschoben sich,
sie erkennt nicht, dass es das Beste für sie ist.

Diese Frau, sie ist alt, krank und verbraucht,
sie in ihrem Leben nie fremde Hilfe in Anspruch nahm.
Jetzt hat sie große Angst, vor dem Neuen, vor dem was kommt,
ich kann nur hoffen, dass sie die Pflege dort nimmt an.

 © Mona, November 2002

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"Gesehen und Gedichtet", eine Sammlung von Gedichten vorgelesen und musikalisch interpretiert (Querflöte)  

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