Gedichte im Monat Mai 2006
Am See
Auf grauem Wasserspiegel gleitet
groß und weiß ein Schwan.
Bauscht
sein Gefieder stolz. Es ist als ob er schreitet
auf einer kaum geahnten
vorgegebnen Bahn.
Am Ufer lachen perlend Sommergäste und blicken,
kaum dass sie ihn sah’n,
dem Schwane nach.
Dann wird es still, und alle schicken
die eigene
Sehnsucht mit und seufzen unhörbar ihr kleines „Ach“.
Ein Rauschen durch die hohen Uferbäume geht:
ein kühler Wind streicht von
dem See durch Laub und Haar.
Er sträubt den glatten Spiegel und das
Schwangefieder.
Die Gäste frösteln, von der Bö ins Haus geweht.
Der Schwan entglitt schon
länger ihren Blicken, da
legt die Dämmrung sich auf See und Ufer nieder.
© Ingritt Sachse, juni.2005
Du
meine Quelle
Wasser wie Worte
zerflüstern sie zärtlich mir
meinen Mund
streicheln
die Haut mir die
Füße die Zehen den
Rücken den
Bauch
Worte
wie Wasser
durchperlen sie
all meine Münder
aus ihnen
© ingritt sachse, oktober 2005© Ingritt Sachse, juni.2005
"Gesehen und Gedichtet", eine Sammlung von Gedichten vorgelesen und
musikalisch interpretiert (Querflöte)