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Gedichte im Monat Februar 2002


Ausgebrannt.
Verstreut.
Verweht.

Wie Asche im Wind?

Andere,
die nun mit ihrer Wärme spazieren gehen.
Dass sie es wieder so weit kommen lassen mußte.

Was hilft?
Was tröstet?
Kein Tee.
Kein Keks.
Und keine Schokolade.

Eine kleine Zeit mit sich
Und einem Dichter
Fügt alles wieder zusammen.

© ingritt Sachse, 6.12.01

 


 

Überlebt

Alle Kinder haben zwei Leben,
ein Leben als Kind und ein Leben danach.
Das erste bestimmt das letztere,
besonders wenn die Kindheit grausam war.

Erlebt habe ich extreme Gewalt,
geprägt dadurch mein Leben ist.
Nicht nur mein Körper, meine Seele auch,
haben diese Gewalterfahrung gespeichert in sich.

So kann die Nacht so grausam sein,
wenn Dunkelheit mich umgibt.
Stellt sich der Schlaf dann einmal ein,
quält oft ein Albtraum mich.

Wenn dieser Albtraum ist ganz schlimm,
ich schrecke nicht aus dem Schlaf.
Unbemerkt verlasse ich Bett und Raum,
um dann zu erwachen irgendwann,
versteckt unter einem Tisch.

Einfluß darauf nehmen kann ich nicht,
wenn wie ein Film, plötzlich Bilder laufen vor meinen Augen ab.
Auch mein Körper verkrampft sich dabei ganz schnell
und erneut durchlebe ich dann die Gewalt,
die mir als Kind wurde angetan.

Etwas macht mir besonders Angst,
wenn ich ohne Vorankündigung, plötzlich spalte mich auf.
Der Auslöser dazu kann vieles sein,
ein Geräusch, ein bestimmtes Wort, ein Geruch, ein Tier, oder Kindergeschrei.

Die Nähe von Menschen ist ein Problem,
ich liebe es, nicht zu sehr in Gesellschaft zu sein.
Auch den Menschen zu vertrauen, einfach fällt mir das nicht,
mein Mißtrauen, besonders gegenüber Männern, sitzt oft noch sehr tief.

Meine vielfältigen Ängste, sie belasten mich sehr,
ebenso wie manchmal mein Gedanke, bin ich noch normal?
Bei der Vorstellung aber, man könnte mich weisen in eine geschlossene Klinik ein,
bei diesem Gedanken wird es mir Angst und Bang.

Manchmal, wenn meine Ungeduld mich plagt,
ich verzweifelt und mutlos bin, weil ich sehe keinen Erfolg.
Ich mich einer Situation nicht habe gestellt,
weil meine Angst mich hat wieder gelähmt.

Dann bekomme ich Mut gemacht,
nicht aufzugeben, weiter zu kämpfen für ein freies Leben danach.
Denn der Prozess der Heilung von Körper und Seele braucht seine Zeit,
wenn man sexuellen Mißbrauch und Kinderpornographie hat überlebt.

© Mona 19.10.2001


Hörprobe 
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"Gesehen und Gedichtet", eine Sammlung von Gedichten von Ingritt Sachse vorgelesen und musikalisch interpretiert von Jutta Beckerle (Querflöte)

 

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