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Gedichte im Monat Dezember 2002


Ein Jammergedicht

Oh je!
Oh je, ich armer Tropf
Mit meinem dünnen weißen Schopf!
Mit meinen Falten im Gesicht!
Ich mag mich nicht!
Ich mag mich nicht!

Oh je!
Oh je, mir geht's so schlecht!
Das Wetter ist mir gar nicht recht!
Nur Arbeit. Und kein Land in Sicht!
Ich mag mich nicht!
Ich mag mich nicht!

Oh je!
Oh je, das ist ja schlimm!
Dein Herz so voller Gram und Grimm!?
Scheint denn kein Sonnenstrahl für dich?
Du magst dich nicht?
Du magst dich nicht?

Oh ja!
Oh ja, komm her zu mir!
Zwei grüne Fächer geb ich dir.
Sie fächeln Mut, sie fächeln Licht.
Sie kühlen und sie wärmen dich.
Sie mögen dich.

© ingritt Sachse, 22.06.01

Die Hoffnung, ich hatte sie nicht mehr,
dass mein Sohn L. Kontakt aufnimmt mit mir.

Denn eine vorbildliche Mutter, die war ich ihm nicht,
weil meine Sucht mich hatte damals feste im Griff.
Es sind jetzt 16 Jahre her,
wo kein Kontakt mehr bestand zwischen ihm und mir.

Aber jetzt ist er gekommen, sitzt mit mir an einem Tisch,
einfach fällt ihm diese Entscheidung bestimmt nicht.
Jetzt möchte er wisse, was damals bei der Scheidung ist passiert,
warum ich ihn und seine Schwester ließ bei dem Vater zurück.

Ich sage ihm, wie mein Leben nach der Trennung verlaufen ist,
auch, dass das Sorgerecht mir bei der Scheidung wurde verwehrt.
Das das Gericht meine Suchtkrankheit als ein großes Risiko sah,
und das ein Besucherrecht ich nicht bekommen hab.

Das meine Sucht ich aber habe seit Jahren besiegt,
mein Schuldgefühl gegenüber meinen Kindern,
das über all die Jahre blieb.
Das mein schlechtes Gewissen mich auch heute noch quälen kann,
obwohl ich heute weiß, ich damals überhaupt keine Chance hat.

Auch er erzählt über seinen Vater, über zu Haus,
dass des Vaters Drohung stand immer im Raum.
Das er musste gehorchen oder, die Worte wurden gesagt,
du kommst zur kranken Mutter oder ins Heim.

Das die Ähnlichkeit mit mir ist sehr groß,
in der Mimik, in der Gestik, indem wie er sich gibt.
Auch das hat dem Vater gefallen nicht,
denn durch den Sohn war auch ich dem Vater immer präsent.

Das Gespräch, es für beide nicht einfach ist,
aber ich spüre, das innere Band zwischen Mutter und Sohn,
es nie zerrissen ist.
Er steht auf und nimmt mich in seinen Arm.
Es tut gut, denn ich weiss es genau, es ist für Mutter und Sohn
ein Neuanfang.

© Mona, Nov. 2002

 

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