Gedichte im Monat Oktober 2001


PRINZESSIN - verdreht,
verschraubt;
in losem Spitzengewand. Lockend,
verlockende Rundungen,
die verführen.

Auf hoher Gesäß-Spitze,
in angestrengter Nachlässigkeit
Überfluß und Luxus preisend.
Etwas preisend, was sie niemals erfuhr.

Mit angehaltenem Atem,
mit Glitzern, Drohen und
müder Unterwerfung im Blick,
exotisch, schwarzhaarig,
in anmutig lockender Hingabepose
alles versprechen,
was sich nicht hält.

Vielleicht, daß bei näherem
Hintreten das rotsamtene Sesselpolster
nach Mottenkugeln riecht,
und der duftig-weiße Spitzenstoff
sich aus nachgebesserten Träumen zusammengeflickt erweist,
die in Pausen bei Hamburger und Pappbecher-Kaffee
stets ein jähes Ende finden,
und etwas hinzukommen muß,
um diese zerbrechlichen Spitzenträume
vorübergehend haltbarer zu machen.


(nach H. Matisse, Laurette mit weißem Turban)

© ingritt Sachse, September 1996

 


Liebe Lisa

noch Du bist gefangen in mir,
ich weiß es, denn ich höre Deine Schreie.
Aber glaube mir,
ich versuche zu helfen Dir.

Dein Körper, er spürt auch die Qualen,
den Druck der Hände, die Dich anfassten so hart.
Auch brennt bestimmt auf Deiner Haut
die Glut der Zigaretten,
die die Männer drückten auf Dir aus.

Lisa, ich weiß jetzt Dein Alter!
Du bist erst 3 oder 4,
denn ich habe in der letzten Nach im Traume Dich gesehen.

Auch möchte ich Dir versprechen,
ich werde sagen nicht mehr,
dass das Weinen und Schreien von Dir
mich stört und mich quält.

Du empfindest auch die Schmerzen und Qualen,
die Deinem Körper wurden beigebracht,
denn Du hast schon als kleines Mädchen
die Misshandlungen ertragen,
denn dadurch spürte ich sie nicht mehr.

Heute brauchst Du keine Angst mehr zu haben,
auch kannst Du vertrauen mir.
Ich weiß, es ist für Dich sehr schwer zu verstehen,
denn lange habe ich geleugnet,
Deine Anwesenheit in mir.

Ich möchte Dir auch sagen,
das Geheimnis, es besteht nicht mehr.
Denn ich habe über alle Qualen in der Kindheit gesprochen,
um zu helfen Dir und mir.

Ich war an dem Ort des Grauens,
begleitet von Herrn ....,
auch kennt er mein Versteck an den Gleisen,
weil ich vertraue ihm.

Ich werde weiter mein Schreien üben,
damit Du befreit wirst von Deiner Qual;
auch Du darfst Deine Schmerzen zeigen,
denn auch Dir tut alles furchtbar weh.

Du kannst Dich auf mich verlassen,
ich lasse Dich nicht mehr im Stich;.
denn die Gewissheit, auch ich bin nicht mehr alleine,
gibt mir Kraft und den Mut,
auch zu befreien Dich.

© Mona


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