Gedicht im Monat März 2001
Du treulos-anhänglicher Hund!
Ist dies dein Weg,
der den Ort mit der Bucht verbindet und
den du auf und ab strolchst,
ungezählte Male an einem einzigen Tag,
mal mit dem und mal mit dem schlendernd?
Gehst Verbindungen ein,
die du gar nicht versprichst.
Aber wie wohl war mir,
als du schwarz-weißer Zottel
auf deinen kurzen und krummen Beinen,
dich ausgerechnet neben mir auf der Mauer niederließest,
nachdem du schwanzwedelnd und ausgiebig
an meinen Beinen und Füßen schnüffeltest.
Lagertest neben mir, wie neben einer Vertrauten.
Ich fühlte mich beschützt.
Wie du wohl darüber dachtest.
Ach, daß ich es nicht lassen kann,
dir gleich ein Denken unterzujubeln!
Mußtest die Probe als wachsamer und
furchtloser Begleiter nicht bestehen.
Währest wohl zum Feind übergewechselt,
so wie du wenig später,
nachdem du mich noch zum nächsten Plätzchen
auf der Mauer begleitetest,
für einen Brotkanten Dich anderen Fremden andientest.
Doch treulos bist du nicht.
Hast ja nichts versprochen,
und dennoch war ich einen Moment verlassen von dir.
Ich hätte dich gern an meine Gesetze gebunden und
werfe dir nun dein Übertreten meiner Gesetze vor.
Nenne dich untreu!
Ja, ja ich weiß,
du hast mir keine Treue versprochen ....
Der arme Hund bin ich!
INGRITT SACHSE (MAI 1997)
© Ingritt Sachse
"Gesehen und
Gedichtet", eine Sammlung von Gedichten vorgelesen und musikalisch
interpretiert (Querflöte)
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