Gedichte im Monat April 2003
Blicke wie Blüten
Augen
Blicke
wie Blüten
wie Blumen
Schaue ich in dein Gesicht
schaue ich auf eine Blumenwiese
Ein Frühling
leuchtet mir entgegen
Das gibt Hoffnung
Hoffnung auf einen Sommer
auf einen Herbst
Hoffnung darauf
dass auch der Winter
sich überleben lässt
mit deinen Blumenwiesenblicken
in mir
Nun leuchten auch meine Blicke
weit, weit
bis zum Fuße des Regenbogens
© ingritt Sachse, 1.April 2003
Der Täter und das Opfer
Der Täter und das Opfer,
sie sind miteinander verwandt.
Der Täter, es ist mein Vater,
das Opfer bin ich, sein kleines Kind.
Der Täter, er kennt keine Gnade,
das Flehen von mir nützt nichts.
Er misshandelt und missbraucht mich über Jahre,
meine Seele und mein Körper haben es gespeichert in sich.
Der Täter, er bekommt keine Strafe,
für DAS, was er mir hat angetan.
Bis zu seinem plötzlichen Tode,
bleibt er ein geschätzter und anerkannter Mann.
Das Opfer, dieses kleine Mädchen,
heute bin ich eine erwachsene Frau.
Meine Seele und mein Körper haben nicht vergessen,
was der Vater hat mir angetan.
Die große Angst, sie ist geblieben,
die Angst vor Händen, die mich fassen an.
Ich weiß, diese Hände, sie gehören heute nicht mehr zum Täter,
aber mein Körper, er rebelliert dann.
In Sekundenschnelle verkrampfen sich meine Muskeln,
mein ganzer Körper wird steif.
Meine Hände wechseln die Farbe,
sie werden zuerst weiß, dann tiefblau und sind eisig kalt.
Ich kann nicht mehr richtig atmen,
Panik steigt in mir auf.
Ich muss jetzt furchtbar darauf achten,
dass ich mich nicht klinke aus.
Macht ein Täter sich überhaupt Gedanken,
was er anrichtet mit seiner Gewalt?
Denn als Kind musste ich schon ums Überleben kämpfen,
aber auch heute als Erwachsene,
auch heute bleibt mein Leben
ein Kampf.
© Mona, Februar 2003
"Gesehen und
Gedichtet", eine Sammlung von Gedichten vorgelesen und musikalisch
interpretiert (Querflöte)
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