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Gedichte im Monat August 2003


Kurze Verwirrung

Ihre Blicke
die sich ineinander verfingen.
So ohne Warnung
waren sie eingetaucht
in den des anderen.

War es ihr staunend-gläubiger Kinderblick
der ihm entgegenglänzte
wie ein dunkler Moorsee
mit einer ungewiss-ahnungslos-vollen Tiefe?

Sein Blick setzt Grenzen
gibt vor, kennt sich aus
sucht diese dunkle Tiefe
normalerweise
nicht auf.

Doch war nach einem Lidschlag
sich selbst vergessen
der Blick
und versucht
in Erinnerungen zu geraten
die er bis dahin sicher verwahrt wusste.

Und fand sich wieder
im samtigen Moor ihres Blickes
das ihm den Eintritt nicht verwehrte.
Um Haaresbreite seinen Traumtiefen näher
verbot er sich mit einem zweiten
Schlag des Lids
diesen kleinen Ausflug in den dunklen Samt.

© ingritt Sachse, 5.Mai 2003

 

Du mein Körper IV

Du, ich weiß, Du hast es schwer,
Du, denn Dein Körpergedächtnis, es belastet Dich sehr.

Du, es macht mir Sorgen, dass Du alles gespeichert hast in Dir,
Du, denn noch heute reagierst Du sehr heftig, wenn Du vermutest Gefahr.

Du, ich weiß, dass Du große Angst vor Ärzten hast,'
Du, ich kenn die Gründe genau, warum Du Ärzten so mißtraust.

Du, aber trotz allem, ich möchte jetzt behandeln lassen Dich,
Du, ich nehme aber eine Ärztin, damit es vielleicht einfach wird für Dich.

Du, aber ich weiß es genau, es gibt für Dich dort ein Problem,
Du, denn der Behandlungsraum bei der Ärztin, er ist für Dich zu klein.

Du, dort müssen dann auch die Türen geschlossen sein,
Du, einfach, damit nicht jede Person kommt rein.

Du, auch mußt Du Dich dann hinlegen, ich weiß, nicht einfach für Dich,
Du, aber diese Behandlung anders geht es einfach nicht.

Du, diese Ärztin, sie hat mir diese Behandlungsmethode erklärt,
Du, erschrecke nicht, es wird für Dich dann so aussehen, als arbeitete sie an Dir mit Strom.

Du, ich weiß, von Deinen schrecklichen Erfahrungen die Du als Kind hattest mit Strom,
Du, aber so wie damals, so wird es einfach nie mehr.

Du, diese Ärztin, wie wird dich auch anfassen ab und zu,
Du, auch an Stellen deines Körpers, die Dir tun weh.

Du, ich habe ihr auch schon einiges geagt über Dich,
Du, sie weiß, dass du ein Körper mit schwersten Gewalterfahrungen bist.

Du, sie hat mir aber gesagt, sie wird sehr viel Rücksicht nehmen auf Dich,
Du, komm, wir probieren einfach diese Gahandlung für Dich.

Du, ich stelle fest, Deine Angst, sie plagt Dich schon jetzt,
Du, denn Deine Hände sie reagieren, sie sind sehr kalt und unbeweglich.

Du, Du wirst Dich auf Dauer noch zerstören mehr,
Du, darum ist jetzt der Zeitpunkt gekommen, wo Du Hilfe brauchst von mir.

 © Mona, März 2003


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"Gesehen und Gedichtet", eine Sammlung von Gedichten vorgelesen und musikalisch interpretiert (Querflöte)  

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